Sonntag, 7. Juni 2015

Widersprüchliche Auferstehungsberichte im Neuen Testament

Zu diesem Thema hat Robin Schumacher einen Aufsatz verfasst, der hier – ins Deutsche überertragen – wiedergegeben wird (vgl. Schumacher 2013):   „Widersprechen sich die einzelnen Evangeliumsberichte der Auferstehung? Wie viele Frauen waren am ersten Ostermorgen am Grab Christi: 1, 2, 3 oder 5? Waren da zwei Engel oder nur einer, der seine Auferstehung verkündete?  Erschien Jesus seinen Jüngern in Galiläa oder in Jerusalem?   Kritiker der Auferstehung Jesu behaupten, die vier Evangeliumsberichte über die Auferstehung Jesu von den Toten im Neuen Testament widersprächen sich gegenseitig.   Einige Theologen stellen sogar die Übereinstimmung der Abschnitte über die Auferstehung in den Evangelien in Frage. Emil Brunner (Wenham 1992, S. 10) z.B. sagt: ‚Die Quellen widersprechen sich einander gegenseitig und nur ein ‚harmonisierender’ Prozess, dem nicht viel an der Wahrheit liegt, könnte eine ziemlich zusammenhängende Darstellung der Ereignisse zusammenflicken. Wobei es offensichtlich ist, dass die späteren und weniger glaubwürdigen Zeugen wichtiger erscheinen, als die früheren und damit vertrauenswürdigeren.’   Solch eine unehrliche Art mit diesem Thema umzugehen, hat wirklich nichts mit ‚Glaube an das Wort Gottes’ zu tun. Es dient nur dazu, das katastrophale Vorurteil zu unterstützen, dass der christliche Glaube nur in Verbindung mit historischer Unehrlichkeit existiert.   Ist dies der Fall? Müssen Christen unehrlich sein, wenn es darum geht, die Darstellung der Auferstehung in den Evangelien als historisch exakt zu bezeichnen? Ich glaube nicht.  Werfen wir einen Blick auf einige der Fragestellungen.  Zunächst sind da die Kommentare von Brunner, die mehr auf Annahmen als auf tatsächlichen Fakten basieren. Die Evangelien stimmen ganz sicher bei den wichtigsten Fakten überein:

· Die Auferstehung Jesu
· Gott erweckte ihn von den Toten

Was übrig bleibt, sind kleinere Details, die sich scheinbar unterscheiden.  Einige allgemeine Regeln zur Interpretation der Bibel. Bevor die Einzelheiten der Auferstehungsgeschichte und ihre scheinbaren Widersprüche genauer betrachtet werden sollen, folgt nun ein kleiner Exkurs zu Grundkenntnissen der Bibel-interpretation. Diese Grundkenntnisse helfen zu verstehen, warum sich die Evangelien bezüglich solcher Details unterscheiden. Erstens ist es wichtig zu verstehen, dass ein unvoll-endeter Bericht kein falscher Bericht ist. Auch wenn jeder Autor eines Evangeliums nicht über jedes Detail der Geschehnisse berichtet, heißt dies noch nicht, dass der Bericht fehlerhaft ist. Alle Historiker editieren ihre Berichte für verschiedene Zwecke, bei denen unterschiedliche Details mehr Bedeutung haben als andere. So haben auch Schreiber der Evangelien verfahren. Zweitens ist ein abweichender Bericht kein falscher Bericht. Matthäus zum Beispiel spricht von einem Engel am Grab, wobei Johannes zwei Engel erwähnt. Ein Widerspruch? Überhaupt nicht. Einfache Mathematik besagt, dass, wenn man zwei hat, hat man auch einen. Matthäus sagte ja nicht: „nur ein Engel“. Wenn er das getan hätte, läge ein wirklicher Widerspruch vor uns. Stattdessen berichtete er nur die Worte des einen Engels. Voneinander abweichende Berichte scheinen Zweifel an der Richtigkeit aufzuwerfen, aber wir müssen versuchen, mit unserem Urteil abzuwarten, bis alle Fakten vorhanden sind.’ (Blomberg 2007) (Geschehnisse der Auferstehung zusammengefasst) Im Folgenden wird der Versuch unternommen, eine prägnante Abgleichung und Zeitleiste zu präsentieren, in der die Berichte der vier Evangelien über die Ereignisse um Jesu Auferstehung und sein darauffolgendes Erscheinen bei verschiedenen Personen (40 Tage nach seiner Auferstehung) zusammen-gestellt sind.

Fazit und Folgerung   Bezüglich der verschiedenen Perspektiven der einzelnen Evangelien über die Auferstehung Jesu stellt Wright (2003, S. 612) fest: ‚Die Geschichten strahlen genau die Spannung aus, die wir gerade nicht mit künstlerisch erzählten Fabeln assoziieren, von Leuten geschrieben, die eifrig darauf bedacht sind, die Fiktion aufrecht zu erhalten und daher auch besorgt sind, dass alles richtig aussehen muss, sondern mit flüchtigen und verdutzten Berichten derer, die etwas mit ihren eigenen Augen gesehen haben, was sie komplett überraschte und verblüffte und sie noch immer nicht völlig einordnen konnten.’   Damit sagt Wright mit anderen Worten: Dieselben Kritiker, die nach Widersprüchen suchen, um sie hervor-zuheben, würden genau so ‚Kollusion’ (unerlaubtes Zusammenwirken) rufen, wenn es exakte Parallelen und einen einmaligen Bericht über die Auferstehung gäbe. In Anbetracht aller Fakten ist zusammenzufassen: Ganz im Gegensatz dazu, was Brunner schrieb, harmonieren die Aufzeichnungen über die Auferstehung, die wir in den vier Evangelien finden, sehr gut und ergänzen sich. Aber am Bedeutestens für den christlichen Glauben ist: In der lebensveränderenden und wichtigsten Schlüssel- und Hauptaussage stimmen sie alle überein: Jesus ist von den Toten auferstanden!”

Quelle:
Mit Muslimen im Gespräch: 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage (German Edition) Mario Wahnschaffe

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