Sonntag, 25. Mai 2014

Gesetz oder Gnade? Müssen Christen das mosaische Gesetz halten?

In letzter Zeit habe ich eine Reihe von Menschen kennen gelernt, die sich nicht klar darüber waren, welche Rolle das Gesetz (das Gott durch Mose gegeben hat) in ihrem Leben spielen soll. Obwohl ich in den meisten Fällen annehmen konnte, dass sie wiedergeboren waren, machten verschiedene Bemerkungen deutlich, dass ihnen die volle Bedeutung des Evangeliums der Gnade nicht klar war. Die folgenden Ansichten werden immer wieder vorgebracht:
  • „Wir sind gerettet durch den Tod des Herrn, aber nun sollten wir uns anstrengen, wirklich das Gesetz zu halten.“
  • „Wir brauchen zwar nicht das ganze Gesetz halten – zum Beispiel nicht das 'Zeremonialgesetz' – aber doch wenigstens den moralischen Teil (nicht töten, stehlen, etc.).“
Widerspricht man diesen Behauptungen, so wird entgegengehalten:
„Wie sollen wir denn nach Gottes Willen leben, wenn wir das Gesetz nicht halten?“
Solche Ansichten sind nicht nur falsch, sondern gefährlich. Sie führen zu einer vollkommenen falschen Denkweise und Lebenseinstellung und hindern uns daran, so zu leben, wie es unserer Beziehung zum Herrn und zum Vater entsprechen würde. Folgende Einwendungen bezüglich des Gesetzes Mose werden immer wieder hervorgebracht um Schlussfolglich auch zu bestätigen, daß Christen das Gesetz halten müssen. Verse können nur dann richtig verstanden werden, wenn man die Verse davor und danach berücksichtigt; so eine Methode der Hermeneutik benutzen viele von uns nicht, da nur das geglaubt werden möchte, was in ein bestimmtes Denkmuster passt und man seine eigenen Befriedungen stillen kann. Eine wichtige Segnung des Todes Christi ist die Einsetzung der Gerechtigkeit aus Glauben anstatt aus Werken des Gesetzes. Allerdings könnte man Römer 10:4 so verstehen, daß Christus das Ende des Gesetzes oder aber das Ziel des Gesetzes ist. Das hieße, entweder hat Christus das Gesetz abgeschafft, oder es war das Ziel des Kommens Christi, daß Gesetz zu erfüllen (Matthäus 5:17). Im Kontext dürfte eher die Abschaffung des Gesetzes im Vordergrund stehen, denn mit Römer 9:30 beginnt die Gegenüberstellung zwischen dem Gesetz und der Gerechtigkeit Gottes. Das Prinzip der Werksgerechtigkeit ist völlig falsch, weil es auf menschliche Bemühungen fußt statt auf Gottes Gabe der Gerechtigkeit; so wird die Opferung Christi als unvollkommen angesehen. Obwohl es stimmt, daß unser Herr das Gesetz erfüllt hat, ist das nicht die Aussage von Römer 10:4. Christus hat dem Gesetz ein Ende bereitet und einen neuen und lebendigen Weg zu Gott eröffnet. Viele ''Werkschristen'' die das halten des Gesetzes als unumgänglich halten zitieren Matthäus 5:17-20:

''Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen! '' (Matthäus 5:17-20)

In diesem Abschnitt sprach Jesus über seine eigene Beziehung zum Gesetz. Er führte aus, daß er zur Erfüllung des Gesetzes kam (Verse 17-19). Es ist wichtig zu betonen, daß Jesus nicht gesagt habe, daß das Gesetz für immer bestehen bliebe. Er sagte, daß es nicht vergehen würde, ''bis dies alles geschehen ist''. Er kam nicht um aufzulösen, sondern um zu erfüllen. Tatsächlich stellte Jesus unter Beweis, daß er der einzige Jude war, der jemals das Mosaische Gesetz vollkommen gehalten hatte. Er hielt alle 613 Einzelgebote des Mosaischen Gesetzes, die auf ihn zutrafen. Natürlich waren nicht alle Gebote auf ihn anwendbar, aber er hielt alle, die ihn betrafen. Indem er das Gesetz vollkommen erfüllte, konnte er dann stellvertretend die Stafe, die das Gesetz verlangte, auf sich nehmen, an Stelle derer, die es nicht halten konnten. Indem er das tat und sein Blut vergoss, machte er das Gesetz unwirksam; darum ist das Gesetz mit seinem Tod und seiner Auferstehung nicht länger in Geltung. Das Gesetz ist ja schließlich ein System von Vorschriften, die Gott durch Mose dem Volk Israel gegeben hat. Das Gesamte Gesetzeswerk findet sich in 2.Mose 20-31 sowie im 3. und 5. Buch Mose, auch wenn die Zusammenfassung in den Zehn Geboten gegeben wird. Das Gesetz ist nicht als ein Mittel zur Errettung gegeben worden (Apg.13:39; Römer 3:20; Galater 2:16.21; 3:11).

''weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.'' (Römer 3:20)

''und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen jeder gerechtfertigt, der glaubt.'' (Apg. 13:39)

Es wurde gegeben, damit es den Menschen ihre Sündhaftigkeit zeigt (Römer 3:20b; 5:20; 7:7; 1.Kor 15:56; Gal 3:19) und sie dann zu Gott treibt, um bei ihm gnadenreiche Vergebung zu suchen. Es wurde dem Volk Israel gegeben, auch wenn es moralische Prinizipien enthält, die für alle Zeitalter gelten (Römer 2:14.15). Gott erprobte Israel im Rahmen des Gesetzes als Teil des Menschengeschlechts, und Israels Schuldhaftigkeit bewies die Schuldhaftigkeit der ganzen Welt (Römer 3:19). Weil die Menschen das Gesetz gebrochen hatten, standen sie unter dem Fluch des Todes. Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit erforderten es, daß die Stafe bezahlt würde. Deswegen kam auch schließlich der Herr Jesus selbst in diese Welt: um mit seinem Tod die Strafe zu bezahlen. Er starb Stellvertretend für die schuldigen Gesetzesbreches, obwohl er selbst Sündenlos war. Er schob also nicht einfach das Gesetz zur Seite, sondern er erfüllte es. Deshalb wird das Gesetz durch das Evangelium nicht einfach umgestoßen, sondern das Evangelium hält das Gesetz aufrecht und zeigt, wie die Ansprüche des Gesetzes durch das Erlösungswerk Jesu vollkommen erfüllt worden sind. Deswegen steht derjenige, der auf Jesus vertraut, nicht länger unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade (Römer 6:14). Er ist für das Gesetz durch das Werk Christi tot. In diesem Sinne hat das Gesetz für den Gläubigen seine Gültigkeit verloren (2.Kor 3:7-11). Das Gesetz war ein Zuchtmeister, bist Christus kam, aber nach der Errettung ist dieser Zuchtmeister nicht länger nötig:

''So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Lehrmeister;'' (Galater 3:24-25)

Nur durch verdrehen der Heiligen Schrift, dass zum Zwecke eigener Interessen dient, kann dieser Vers seine Bedeutung im Ursprünglichen Sinne verlieren.Obwohl der Christ nicht mehr unter dem Gesetz steht, heißt es jedoch nicht, daß er jetzt gesetzlos wäre. Er ist nun mit einer stärkeren Kette als dem Gesetz verbunden, weil er unter dem Gesetz Christi steht:

''denen, die ohne Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich ohne Gesetz – obwohl ich vor Gott nicht ohne Gesetz bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen –, damit ich die gewinne, die ohne Gesetz sind.'' (1.Korinther 9:21)

Sein Verhalten wird verändert, undzwar nicht aus Furcht vor Strafe, sondern durch ein liebendes Verlangen, seinem Retter zu gefallen. Christus ist seine Lebensregel geworden (John 13:15; 15:12; Eph 5:1-2; 1. Johannes 2:6: 3:16). Das mosaische Gesetz wurde also außer Kraft gesetzt. Die eindeutige Lehre des Neuen Testament lautet: Das Gesetz des Mose ist mit dem Tod des Messias außer Kraft gesetzt worden. Mit anderen Worten, das Gesetz - das ganze mosaische Gesetz - besitzt gegenwärtig keinerlei Autorität über irgendeinen Menschen. Erstens geht dies aus Römer 10:4 hervor:

''Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. Mose beschreibt nämlich die Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, so: »Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben«.''

Diese Bibelstelle macht deutlich: Christus ist das Ende des Gesetzes, und das gilt für alle 613 Gebote. Folglich ist das mosaische Gesetz nicht mehr in Kraft. Niemand kann durch das Gesetz gerechtfertigt werden. In Galater 2:16 lesen wir:

''[doch] weil wir erkannt haben, daß der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so sind auch wir an Christus Jesus gläubig geworden, damit wir aus dem Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Werken des Gesetzes, weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt wird.''

Außerdem wird, gemäß Hebräer 7:19, durch das Gesetz keine Heiligung oder Vollendung bewirkt, denn das Gesetz hat nichts zu Vollendung gebracht - eingeführt aber (wird) eine bessere Hoffnung, durch die wir uns Gott nahen. Es ist ziemlich offensichtlich: Das Gesetz ist in dem Messias zu seinem Ende gekommen (bzw. hat sein Ziel erreicht) und kann weder Rechtfertigung noch Heiligung bewirken. Und das sollte ganz bestimmt für die Gläubigen gelten. Denn die folgenden Verse verdeutlichen, daß das Gesetz voll und ganz außer Kraft gesetzt wurde. Zweitens sollte das Gesetz nie zu einer bleibenden Einrichtung werden, sondern war nur als etwas Vorübergehendes gedacht. Dies wird in Galater 3:19 zum Ausdruck gebracht:

''Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen wurde es hinzugefügt, bis der Same käme, dem die Verheißung gilt, und es ist durch Engel übermittelt worden in die Hand eines Mittlers.''

Im Kontext stellt Paulus heraus, daß das moasische Gesetz eine Hinzufügung war, eine Ergänzung des abrahamitischen Bundes. Es war hinzugefügt worden, um ganz deutlich zu machen, was Sünde ist, damit alle erkennen können, daß sie Gottes Standard der Gerechtigkeit nicht erlangt haben. Es war eine vorübergehende Hinzufügung, die nur so lange in Kraft sein sollte, bis der Same (Nachkomme), das ist der Messias, erscheinen würde, wie vorhin besprochen. Und nun, da der Messias gekommen ist, hat das Gesetz sein Ziel erreicht. Die Hinzufügung wurde mit dem Kreuz außer Kraft gesetzt. Drittens ist mit dem Messias ein neues Priestertum, ein Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks, eingeführt worden und nicht nach der Ordnung Aarons. Das Gesetz des Mose bildete die Grundlage für das levitische Priestertum. Daher erforderte das neue Priestertum ein neues Gesetz, auf dessen Grundlage die Priester ihren Dienst verrichten konnten. Dies wird aus Hebräer 7:11-12 und 18-19 ersichtlich. In Hebräer 7:11-12 lesen wir:

''Wenn nun durch das levitische Priestertum die Vollkommenheit [gekommen] wäre – denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen –, wozu wäre es noch nötig, daß ein anderer Priester nach der Weise Melchisedeks auftritt und nicht nach der Weise Aarons benannt wird? Denn wenn das Priestertum verändert wird, so muß notwendigerweise auch eine Änderung des Gesetzes erfolgen.''

Und in Hebräer 7:18-19 heißt es:

''Damit erfolgt nämlich eine Aufhebung des vorher gültigen Gebotes wegen seiner Kraftlosigkeit und Nutzlosigkeit – denn das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht –, zugleich aber die Einführung einer besseren Hoffnung, durch die wir Gott nahen können. ''

Hebräer 7:11-12 macht deutlich, daß es nur ein Priestertum geben konnte, und das war das levitische Priestertum. Doch das levitische Priestertum konnte nichts zu Vollendung bringen. Dies wird in Hebräer 9 und 10 erläutert, dort wird ziemlich klar herausgestellt, daß Tierblut nichts zur Vollendung bringen konnte; denn das konnte allein das Blut des Messias. Das moasische Gesetz bildete die Grundlage für das levitische Priestertum. Der Schreiber des Hebräerbriefes zeigt auf, daß das Beiseitesetzen des levitischen Priestertums und die Einsetzung eines neuen Priestertums, des Priestertums nach der Ordnung Melchisedeks, eine Änderung des Gesetzes erforderlich machte. Solange das moasische Gesetz in Kraft war, konnte es kein anderes rechtmäßiges Priestertum geben, außer dem aaronitischen bzw. levitischen. Wurde das Gesetz denn geändert? Hebräer 7:18 erklärt, daß das moasische Gesetz aufgehoben wurde.Und da es nicht mehr in Kraft ist, kann es nun ein neues Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks geben. Wenn das moasische Gesetz immernoch in Kraft wäre, dann könnte Jesus kein Priester sein. Jesus kann nur deshalb Priester nach der Ordnung Melchisedeks sein, weil das moasische Gesetz außer Kraft gesetzt worden ist. Somit ist das moasische Gesetz aufgehoben worden, und zwar zugunsten eines neuen Gesetzes, das die Grundlage für das Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks bildet. Der vierte Punkt, der die Auflösung des moasischen Gesetzes unterstreicht, bezieht sich auf den Teil des Gesetzes, an dem die meisten Menschen festhalten möchten, nämlich die Zehn Gebote. Wenden wir uns nun 2.Korinther 3:2-11 zu, einem in diesem Zusammenhang sehr wichtigen Bibelabschnitt:

''Unser Brief seid ihr selbst, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von jedermann. Es ist ja offenbar, daß ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens. Und eine solche Zuversicht haben wir durch Christus zu Gott; nicht daß wir von uns selber aus tüchtig wären, so daß wir uns etwas anrechnen dürften, als käme es aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit kommt von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.  Wenn aber der Dienst des Todes durch in Stein gegrabene Buchstaben von solcher Herrlichkeit war, daß die Kinder Israels nicht in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Antlitzes, die doch vergänglich war, wie sollte dann nicht der Dienst des Geistes von weit größerer Herrlichkeit sein? Denn wenn der Dienst der Verdammnis Herrlichkeit hatte, wieviel mehr wird der Dienst der Gerechtigkeit von Herrlichkeit überfließen! Ja, selbst das, was herrlich gemacht war, ist nicht herrlich im Vergleich zu diesem, das eine so überschwengliche Herrlichkeit hat. Denn wenn das, was weggetan wird, mit Herrlichkeit kam, wieviel mehr wird das, was bleibt, in Herrlichkeit bestehen!''

Wir sollten uns zuerst einmal ansehen, was Paulus hier über das mosaische Gesetz sagt. In Vers 7 bezeichnet er es als den Dienst des Todes. Und in Vers 9 nennt er es den Dienst der Verdammnis. Dies sind abschlägige und doch angemessene Formulierungen. In Vers 3 und 7 sind die Zehn Gebote im Fokus, denn sie wurden mit Buchstaben in Steine eingegraben. Und damit wird hier hervorgehoben, daß das mosaische Gesetz, das besonders durch die Zehn Gebote repräsentiert wird, ein Dienst des Todes und ein Dienst der Verdammnis ist. Und das wäre auch heute noch so, wenn die Zehn Gebote immernoch in Kraft für den Gläubigen Christen wären. Aber sie sind nicht mehr in Kraft, denn in den Versen 7 und 11 heißt es, daß das Gesetz weggetan werden sollte. Das hier verwendete griechische Wort ist katargeo; es bedeutet ''(völlig) außer Kraft und Wirksamkeit setzen''. Da sich die Zehn Gebote im Fokus dieser Bibelstellte befinden, bedeutet dies, daß die Zehn Gebote weggetan wurden. Die Botschaft könnte kaum deutlicher sein: Das mosaische Gesetz ist nicht länger in Kraft - und dies gilt auch für die Zehn Gebote. Die Überlegenheit des Gesetzes des Messias wird besonders darin deutlich, daß es nie außer Kraft gesetzt werden wird. In Epheser 2:11-16 schreibt Paulus:

''Darum gedenkt daran, daß ihr, die ihr einst Heiden im Fleisch wart und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung, die am Fleisch mit der Hand geschieht  – daß ihr in jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und fremd den Bündnissen der Verheißung; ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gebracht worden durch das Blut des Christus. Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat, indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat, um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften, und um die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte.''

In Epheser 3:6 lesen wir:

 ''daß nämlich die Heiden Miterben und mit zum Leib Gehörige und Mitteilhaber seiner Verheißung sind in Christus durch das Evangelium.''

Im Grunde sagt Paulus in diesen Versen Folgendes: Gott hat mit dem jüdischen Volk bestimmte Bündnisse geschlossen. Gott hat vier bedingungslose, ewige Bündenisse mit Israel geschlossen: den abrahamitischen Bund, den Bund der Landverheißung, den davidischen Bund und den Neuen Bund. Alle Segnungen Gottes, und zwar sowohl materielle als auch geistliche, werden durch diese vier jüdischen Bündnisse, die ewig und bedingungslos sind, vermittelt. Doch Paulus zeigt auch auf, daß Gott einen fünften Bund eingesetzt hat, einen Bund, der von zeitlicher Dauer und an Bedingungen geknüpft war. Es handelt sich um den mosaischen Bund, der das mosaische Gesetz beinhaltet. Epheser 2:15 zufolge diente das mosaische Gesetz als Zwischenwand der Umzäunung. Dies war ein weiterer Zweck des Gesetzes, den wir bisher noch nicht erwähnt haben: Das Gesetz sollte als die Zwischenwand der Umzäunung fungieren, es sollte dafür sorgen, daß die Heiden (d.h. die aus den Nationen) Heiden blieben und nicht in den Genuss der geistlichen Segnungen der Juden kamen. Wenn in alttestamentlicher Zeit ein Heide wünschte, Teilhaber der jüdischen, geistlichen Segnungen zu werden, dann musste er sich dazu verpflichten, das gesamte Gesetz zu befolgen; sich beschneiden lassen und so leben, wie jeder andere Jude. Ein Heide konnte nur als Proselyt (zum Judentum übergetretener Heide) in den Genuss der Segnungen der jüdischen Bündnisse gelangen; den anderen Heiden war dies nicht möglich. Wenn das mosaische Gesetz auch heute noch in Kraft wäre, dann bestünde noch immer die Zwischenwand der Umzäunung, die den Heiden den Zugang versperrte. Aber die Zwischenwand der Umzäunung ist abgebrochen worden und zwar mit dem Tod des Messias. Noch einmal, die Zwischenwand der Umzäunung war das mosaische Gesetz und das bedeutet, daß das Gesetz des Mose weggetan wurde. Nun können Heiden (die aus den Nationen) als Heiden (d.h. sie müssen nicht erst Jude werden), auf der Grundlage des Glaubens, in den Genuss der geistlichen Segnungen der Juden kommen, indem sie Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus werden. Auch wenn die Gläubigen aus den Nationen nicht in den Genuss der irdischen Segnungen kommen, so kommen sie doch in den Genuss der geistlichen Segnungen.

Fazit: Das mosaische Gesetz bildet eine Einheit und beinhaltet 613 Gebote und dieses gesamte Gesetzeswerk ist außer Kraft gesetzt worden. Mit dem Kreuz Christi besitzt kein einziges dieser Gebote mehr Gültigkeit. Das Gesetz offenbart den göttlichen Standard der Gerechtigkeit, die Sündhaftigkeit des Menschen und die Notwendigkeit des stellvertretenden Sühneopfers. Das Gesetz kann dazu benutzt werden, um auf den Messias hinzuweisen (Gal 3:23-25). Doch was die Autorität des Gesetzes über die Menschen anbelangt, diese Funktion gehört der Vergangenheit an.

''Und berücksichtigt, daß einem Gerechten kein Gesetz auferlegt ist'' (1. Tim 1:9)


Referenzen: Kommentar zum Neuen Testament, William MacDonald
                     Die Bibel verstehen, Handbuch Systematischer Theologie
                     Gesetz und Gesetzlichkeit, Arnold G. Fruchtenbaum
                    www.Bibelkommentare.de 





















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