Der zweite Petrusbrief & der Brief an Titus
2.Petrus 1:1 & Titus 2:13
''Simon Petrus, Knecht
und Apostel Jesu Christi, an die, welche den gleichen kostbaren Glauben
wie wir empfangen haben an die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters
Jesus Christus'' (2.Petrus 1:1)
''Indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der
Herrlichkeit des großen Gottes und Retters Jesus Christus'' (Titus 2:13)
Das griechische Wort für Gott, daß mehrere hundert male im Neuen Testament vorkommt, ist Theos (im Alten Testament dem hebräischen Elohim).
Bei vielen Gelegenheiten wird Jesus zur Unterscheidung von falschen
Göttern mit diesem Namen genannt. In anderen Religionen, wie z.B. die
hinduistischen oder buddhistischen ist es nicht schlimm, wenn Mensch
sich zu einer Art Gott erklärt. Es fällt den Gurus in diesen Ländern
nicht schwer zu sagen: ,,Ich bin Gott'' und ihre Tausenden Anhängern
dasselbe zu lehren. Anders ist das im Neuen Testament, das in den
jüdischen montheistischen Rahmen gesetzt ist, der Gott und seine
Schöpfung klar voneinander abgrenzt. Vor diesem kulturellen Hintergrund
hätte Jesus nicht mit dem Namen Gott bezeichnet werden dürfen, wäre er
nicht als der ,,eine Gott'' angesehen worden (5.Mose 6:4), da es im
jüdischen Denken keine ,,anderen Götter'' gab. C.S. Lewis erklärt, ''Ein
Versuch besteht darin zu behaupten, der Mann habe diese Dinge nicht
wirklich gesagt, sondern seine Anhänger haben die Geschichte
übertrieben, und so sei die Legende entstanden, daß er sie gesagt habe.
Das ist deshalb schwierig, weil seine Anhänger Juden waren; das heißt,
sie gehörtem dem Volk an, das mehr als alle anderen davon überzeugt war,
es gebe nur einen Gott - es könne keine anderen geben. Es ist sehr
merkwürdig, daß diese furchtbare Erfindung über einen religiösen Führer
ausgerechnet in dem einen Volk auf der ganzen Erde enstanden sein soll,
bei dem dieser Fehler am wenigsten wahrscheinlich ist. Im Gegenteil
gewinnen wir den Eindruck, daß es weder seinen Anhängern, noch selbst
dem Verfasser des Neuen Testaments leicht fiel, die Lehre anzunehmen''
(,,What Are We To Make of Jesus Christ?'', S. 113, C.S. Lewis). Gott
steht ganz klar getrennt von seiner Schöpfung. Die Menschen sind keine
Erweiterung Gottes. In diesem Artikel geht es nun um zwei bekannte
Verse; 2. Petrus 1:1 und Titus 2:13. Einige Übersetzungen geben diesen
Vers oben etwas anders her und lassen schließen, daß zwei Personen
gemeint sind, ''wenn ihr Gott und unseren Herrn Jesus Christus immer besser kennen lernt.'' (HFA) - ''with us through the righteousness of God and our Saviour Jesus Christ'' (KJV)
In der Tat ist dieser Vers umstritten. Zeugen Jehovas lesen diesen Vers in ihrer Übersetzung folgendermaßen: ''durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und [des]
Retters Jesus Christus'' (NWÜ). Was wir jedoch klären möchten, ob
dieser Vers wie in den beiden Versen oben die Gottheit Christi betont.
Ist hier die rede über eine oder zwei Personen? Eine große Menge an
modernen Übersetzungen geben 2. Petrus 1:1 und Titus 2:13 in der
Granville Sharpe-Konstruktion wieder. Diese Regel wird dann angewendet,
wenn sich ein Artikel auf beide Substantive (Gott und Retter) erstreckt.
Die griechische Konjunktion und (gr. καὶ) verbindet zwei
Substantive untrennbar miteinander. Dies bedeutet, daß die Apposition
(Erläuterung), Jesus Christus, sich auf Gott und Retter beziehen muss;
Jesus ist Gott und Retter. Nach der Regel kann ein Vers dann folglich so
genau wie möglich, ''unseres großen Gottes und Retters, Jesus
Christus'', lauten. Es bestätigen griechisch Gelehrte, sowie auch die
führenden Neu-Testamentler diese grammatikalische Regel, daß nur eine
Person und nicht zwei gemeint sind. Winer Schmeidels Grammatik, ''Die
Grammatik verlangt, daß eine Person gemeint ist'' (Schmeidels Grammatik,
S. 158). Der hoch angesehne A.T. Robertson, ''Unseres großen Gottes und
Retters, Jesus Christus (tou theou hēmōn kai sōtēros Iēsou
Christou). Der Artikel (tou) zusammen mit theou und sōtēros erfordert präzise wie auch mit tou
kuriou hēmōn kai sōtēros Iēsou Christou (unseres Herrn und
Retters, Jesus Christus), eine Person, definitv nicht zwei..''
(Wordpictures in the New Testament, Bd.6, S. 147). Dana und Manteys, A
Manual Grammar, Bd. 3, S. 181 stimmen ebenso überein, daß Jesus der
,,große Gott und Retter'' ist. Der gr. Text Gelehrte und Apologet Dr. James R. White erklärt, ''Im Grunde besagt die Granville Sharp-Regel, daß, wenn zwei Substantive, die nicht Eigennamen (wie Kephas, Paulus oder Timothy) sind,- eine Person beschreiben,- und die beiden Substantive mit dem Wort ''und ''verbunden sind,- das erste Substantiv den Artikel besitzt, während der zweite nicht,
*sich beide Substantive auf ein und dieselbe Person beziehen. In
unseren Texten wird das durch die Wörter ''Gott'' und ''Retter'' in
Titus 2:13 und 2. Petrus 1:1 demonstriert. ''Gott'' hat den Artikel und
wird durch das Wort ''und,'' gefolgt; das Wort ''Retter'' hat den
Artikel nicht. Somit beziehen sich beide Substantive auf die gleiche
Person, Jesus Christus. Diese Regel ist ausnahmslos.
Man müsste schon auf Theologischen Grund gegen diese Passage
argumentieren. Es gibt keine Grammatikalische Einwendung die man hier
vorbringen könnte. Obwohl es viele immernoch versuchen und probieren.
Wie auch immer ist der Beweis für diese Interpretation überwältigend.
Lasst uns ein paar Beweise aus dem Text selbst anschauen'' (Granville Sharp's Rule Titus 2:13 and 2 Peter 1:1 by Dr. James White)
Die gleiche Grammatik findet man zehn Verse später:
''Ihr
müsst deshalb alles daransetzen, liebe Geschwister, eure Berufung und
Erwählung fest zu machen. Dann werdet ihr auch nicht ins Stolpern
kommen, und Gott wird euch die Tore weit öffnen und euch in das ewige
Reich unseres Herrn und Retters Jesus Christus (tou kuriou hēmōn kai sōtēros Iēsou Christou) einziehen lassen.'' (2.Petrus 1:10-11)
''Denn wenn sie vom Schmutz der Welt losgekommen sind, weil sie Jesus Christus, unseren Herrn und Retter (τοῦ - hier ist der Artikel, gefolgt vom Nomen Κυρίου und der Konjunktion καὶ σωτῆρος ᾿Ιησοῦ Χριστοῦ),
kennen gelernt haben, sich dann aber wieder davon fangen und
überwältigen lassen, dann wären sie am Ende schlimmer dran als am
Anfang.'' (2.Petrus 2:20)
''Ich
möchte, dass ihr euch an das erinnert, was die heiligen Propheten vor
langer Zeit sagten, und an das, was die Apostel euch als Weisung unseres Herrn und Retters (humōn tou kuriou kai sōtēros) übergeben haben.'' (2.Petrus 3:2)
''Nehmt vielmehr in der Gnade zu und lernt unseren Herrn und Retter Jesus Christus (τοῦ Κυρίου ἡμῶν καὶ σωτῆρος ᾿Ιησοῦ Χριστοῦ) immer besser kennen. Ihm gehört alle Herrlichkeit und Ehre, schon jetzt und auch in alle Ewigkeit! Amen.'' (2.Petrus 3:18)
Komischerweise
verweisen Gegner nie auf die restlichen Verse. Hier wird davon
ausgegangen, daß sich Herr und Retter auf Jesus bezieht. Auch wird aus
Inkonsistenz diese Regel von den Gegnern angewandt; so muss sich
schließlich auch 2. Petrus 1:1 in Anbetracht des Tatbestandes so lesen,
wie es die Regel aller Grammatikalischen Logiklängen erfordert, ''Der
kurze Brief des Petrus enthält im ganzen 5 der Granville Sharp
Kontruktionen. Diese sind 1:1, 1:11, 2:20, 3:2, und 3:18. Niemand würde
behaupten, daß die anderen Vier eine Ausnahme dieser Regel bilden. Es
ist zum Beispiel in Petrus 2:20 klar, daß sich beide, Herr und Retter,
auf Jesus beziehen. Genauso ist es auch in 3:2 und 3:18'' (Granville Sharp's Rule Titus 2:13 and 2 Peter 1:1 by Dr. James White).
Dieselbe Granville Sharp-Kontruktion verwendete auch Paulus, als er
Titus aufforderte, ''auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen
Gottes und Retters Christus Jesus'' zu warten (Titus 2:13). In Titus
2:13 lesen wir von Paulus die ''epiphaneia'' des Herrn, seine
''Erscheinung''. Jede andere Verwendung dieses Wortes im Neuen Testament ist alleine auf und für
Christus vorbehalten (2. Thess. 2:8; 1 Tim. 6:14; 2.Tim 1:10; 4:1; 4:8;
Tit. 2:13. W.F. Moulton, A.S. Geden, H.K. Moulton, Concordance to the
Greek Testament, 5th edition, (Edinburgh: T&T Clark, 1980) S. 374).
Der Vers wird von 14 gefolgt welcher heißt, ''Er hat sich für uns
ausgeliefert, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufen und sich
ein reines Volk schaffen könne, das darauf brennt, Gutes zu tun.'' Die
klare Bezugsnahme auf Christus kann hier gelesen werden, ''er hat sich
selbst für uns ausgeliefert'' am Kreuz von Calvary. Es gibt hier keinen
Verweis auf ein Plural in diesem Vers. Man sollte auch betonen das Vers
14, welches sich direkt auf Christus bezieht, eine Paraphrase
aus den Alt Testamentlichen Passagen ist, welche sich auf Yahweh Gott
beziehen, ''Und er, er wird Israel erlösen von allen seinen
Ungerechtigkeiten. (Psalm 130:8; s. 5. Mose 7:6 etc.)''. Es ist ziemlich
schwer eine Einwendung zu bringen, daß Christus nicht als Gott
indentifiziert wird, wenn seine Apostel ihn als den beschreiben, der Werke tut, die Gott normalerweise vollbringt. Dr. AT Robertson untersuchte dieses Thema
und gelangte zum Schluss, ''Die Sharps Regel steht immernoch. Wir
müssen diese Passagen aussagen lassen, was sie tatsächlich meinen und
sie nicht von unseren Theorien über die Theologie der Schreiber abhängig
machen. Es gibt absolut keine Grammatikalische Annahme, daß die
Übersetzung in 2.Petrus 1:1, ''unseres Gottes und Retter, Jesus
Christus,'' und Titus 2:13, '''unseres großen Gottes und Retter, Jesus
Christus.'' falsch wären. Gelehrte, echte Gelehrte wollen die Wahrheit
finden. Das ist die Belohnung. Ein Christlicher Gelehrter
finden Freude in der Wahrheit (A.T. Robertson, The Minister and his
Greek New Testament, S. 66-67).
Einwendung: R.F.
Weymouth übersetzt es so, als ob sich 2.Petrus 1:1 auf 2 Personen
bezieht, ''Simon Petrus; ein Knecht und Apostel Jesu Christi: an die
welchen den gleichen kostenbaren Glauben empfangen haben an die
Gerechtigkeit unseres Gottes und unseres Retter Jesus Christus'' (ASV 1901). Es wird argumentiert, daß die Stellung des Pronomen ἡμῶν nach Θεοῦ, Θεος von σωτῆρ unterscheidet. Wenn ἡμων Θεου und σωτηρος zusammen in der ersten Instanz bindet (''unser Gott-und-Retter''), trennt es Θεου von seinem koordinierten
Substantiv im 2. und 3. Fall: ''unseres Gottes und des Herrn Jesus
Christus entspricht.'' (2.Thess 1:12), ''unseres Gottes und des Retter
Jesus Christus'' (2.Petrus 1:1).
Antwort: Diese Grammatikalische Annahme ist jedoch Fehlerhaft, ''Wenn zwei Substantive unter dem vinculum eines
einzelnen Artikels stehen, bezieht sich ein personal Pronomen auf beide
(s. 2.Petrus 1:10; ὑμῶν τὴν κλῆσιν καὶ ἐκλογὴν) oder es folgen
beide den Substantiven (s. Eph. 3:5; τοῖς υἱοῖς τῶν ἀνθρώπων ὡς
νῦν ἀπεκαλύφθη τοῖς ἁγίοις ἀποστόλοις; 1. Thess. 3:7: ἐπὶ
πάσῃ τῇ θλίψει καὶ ἀνάγκῃ ἡμῶν). Man findet diese Anwendung
weitere 3-mal in 2.Petrus τοῦ Κυρίου ἡμῶν καὶ σωτῆρος ᾿Ιησοῦ
Χριστοῦ (1:11; 2:20 [P72, Codex Siniaticus A C P Y lesen ἡμῶν]; 3:18), kein Kommentator unterscheidet zwischen Κυρίοs und σωτῆρ. ἡμῶν zu Θεοῦ in 1:1 wäre nur dann beschränkt, wenn der Artikel (τοῦ)
beim Substantiv σωτῆρος auch vorhanden wäre'' (Jesus as God - The New
Testament Use of Theos in Reference to Jesus, S. 230-231, Dr. Murray J.
Harris).
Einwendung: 1:1 Συμεὼν
Πέτρος, δοῦλος καὶ ἀπόστολος ᾿Ιησοῦ Χριστοῦ, τοῖς ἰσότιμον
ἡμῖν λαχοῦσι πίστιν ἐν δικαιοσύνῃ τοῦ Θεοῦ ἡμῶν καὶ σωτῆρος
᾿Ιησοῦ Χριστοῦ· 1:2 χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη πληθυνθείη ἐν
ἐπιγνώσει τοῦ Θεοῦ καὶ ᾿Ιησοῦ τοῦ Κυρίου ἡμῶν.
Vers
2 unterscheidet zwischen Gott und Christus, und deshalb ist es mehr als
berechtig Vers 1 im Lichte des 2. Verses zu interpretieren (Mayor
81-82, cf. Windisch, Briefe 84; Austin 274).
Antwort: Obwohl Θεος ... καὶ σωτῆρ (Vers 1) und Θεος καὶ Ιησοῦς scheinbar Ähnlichkeiten haben, gibt es zwei bedeutenswerte Unterschiede. Die ehemalige Phrase,
nicht aber die letztere, war eine typische Formel der Juden in
Beziehung auf Yahweh, den einzig wahren Gott, oder von den Heiden, wenn
sie ihren individuellen Gott oder Herrscher beschrieben haben. Unweigerlich bezog sich der Referent auf eine einzige Gottheit, nicht zwei. Außerdem ist σωτῆρ ein Titel, während Ιησοῦ
ein normaler Name ist; es ist also richtig, daß wir, ''unseres Gottes
und Retters, Jesus Christus,'' aber weniger, ''Gottes und unseres Herrn
Jesus'' übersetzen und verstehen. Für eine ausführliche Exegese dieser
Verse und einem Studium würde ich euch dringend auf das Buch ''Jesus as God'' von Murray
J. Harris verweisen, vorrausgesetzt man spricht ein wenig Koine.
Fazit: Die Festellung des Tatbestandes und einer näheren Analyse der gr. Grammatik zeigt, daß in 2. Petrus 1:1 und Titus 2:13 der Titel ó Θεος ἡμῶν καὶ σωτῆρος auf Jesus Christus bezieht,- eine Meinung die unter den meisten der Gelehrten des 21. und auch früher verteten war. Hier sind Namen wie Dr. Bruce M. Metzger, Dr. Daniel B. Wallace, F.F. Bruce, Dr. Daniel C. Parker, Dr. Ben Witherington, Dr. James White, Dr. A.T. Robertson, Dr. Murraj J. Harris, Dr. Robert Bowman Jr., B.B. Warfield und viele, viele weitere zu nennen.
''Der Titel ''Gott und Retter, Jesus Christus'' ist einer der vielen im NT, die auf die vollkommene Gottheit des Herrn Jesus hinweisen. Wenn er nicht Gott ist, dann haben diese Worte keinerlei Bedeutung'' (Kommentar zum Neuen Testament, S.1359, William MacDonald).
Infos: Ich möchte hier betonen, daß ich dieses Thema noch recht einfach gehalten habe. Es gibt noch weitere Dinge in den Kontroversen dieser Verse, welche aber für Laien und teils für mich persönlich sehr schwer nachzuvollziehen sind. Allerdings werden die schwierigen Thesen kaum noch diskutiert, da sie als widerlegt gelten. Ich hoffe ich konnte dieses Thema so gut wie möglich für euch verständlich machen. Wer mehr über diesen Vers oder allgemein der Gottheit Christi erfahren möchte, dem seien diese Bücher dringend empfohlen:
Greek Grammar Beyond the Basics: An Exegetical Syntax of the New Testament
Minister and His Greek New Testament
Jesus as God: The New Testament Use of Theos in Reference to Jesus
Putting Jesus in His Place: The Case for the Deity of Christ, Dr. Robert Bowman, S. 152-154 sind für dieses Thema relevant
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