Sonntag, 25. Mai 2014

Ist Christen das Richten verboten? Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!

  Ist Christen das Richten verboten? Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
von
Remformiert1689

Diese Aussage wurde von Jesus in Matthäus 7:1 und Lukas 6:37 gemacht. Oft wird dieser Vers zitiert, wenn man jemanden sagt, dass er etwas Falsches glaubt oder etwas Falsches geredet hat. Aber wie sollen Christen vorgehen und was sollen sie eigentlich sagen, wenn jemand in der Tat etwas Falsches glaubt oder etwas Falsches lehrt? Sollen sie den Menschen links liegen lassen und dem „Wind der Lehre“ (Epheser 4:13-15) übergeben? Meistens sind es Menschen (die uns sagen man dürfe andere nicht richten) die entweder etwas zu verbergen haben oder die etwas weiter praktizieren möchten, ohne negative Folgen deswegen zu ernten.

Wie dem auch sei, es gibt jedenfalls ein Problem in der Art und Weise, wie der Vers in Matthäus 7:1 benutzt wird. Wenn dieser Vers allein auf eine Leinwand projiziert würde ohne die Verse danach, dann würde die Aussage „richtet nicht“ genau das bedeuten, was sie sagt. Aber die Verse um diesen Vers herum müssen auch gelesen werden und vor allem alle anderen Bibelstellen, die genau dieses Thema ebenfalls erläutern (nämlich „richten“), wenn man korrekt verstehen möchte, was „richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ eigentlich wirklich bedeutet.

Viele scheinen nicht zu realisieren, dass Jesus in einer anderen Stelle im Neuen Testament eine ganz andere Aussage macht, die einen vollkommenen Widerspruch zu dem darstellt, was er in Matthäus 7:1 sagt (z.B. „Richtet nicht nach dem Augenschein, sondern fällt ein gerechtes Urteil!“ in Johannes 7:24). An dieser anderen Stelle werden wir aufgefordert zu richten und zwar ganz so, wie es in Gottes Augen gerecht ist. Einmal angenommen wir sehen einen schmutzigen Menschen. Wenn wir ihn aufgrund seines äußeren Schmutzes (die Umstände, wie er mit diesem Schmutz in Berührung gekommen ist, sind uns ja unbekannt) verurteilen würden, dann richten wir nur nach dem Augenschein und haben zu Unrecht gerichtet. Er könnte ein Mensch sein, in dessen Beruf Schmutz und Dreck ein täglicher Bestandteil seiner Arbeit sind. Mienenarbeiter können sich nicht davor schützen, während ihrer Arbeit dreckig zu werden. Unser Urteil, er wäre ein armer Bettler wäre nicht gerecht. Matthäus 7:1 muss also in seinem natürlichen Kontext verstanden werden. Lesen wir hierzu den ganzen Kontext: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird auch euch zugemessen werden. Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!“ (Matthäus 7:1-5).

Die Aussage „richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ richtete sich ja gegen eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen. Und wenn wir den Aussagen der Schrift wirklich glauben, so erkennen wir, dass sich die Aussage „richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ nicht auf gläubige Christen bezieht (auch wenn man dennoch bestimmte Elemente aus der Passage Matthäus 7:1-5 auf Gläubige beziehen könnte), sondern auf eine ganz andere Gruppe die der Herr Jesus in Matthäus 7:5 explizit nennt – die Heuchler. Das griechische Wort für Heuchler heißt hupokrites. Dieses Wort ist aus zwei einzelnen Worten zusammengesetzt: hupo = „unter“ + krino = „scheiden“. Ein Heuchler ist also jemand, der in bestimmter Hinsicht die Fähigkeit einer Unterscheidung besitzt. Das Wort hupokrites wurde in der griechischen Sprache verwendet für einen Schauspieler und Bühnendarsteller, der unterschiedliche Rollen spielte. Damit verbindet man die Fähigkeit genau zu wissen, wie man eine Rolle spielen muss. Ein Heuchler ist also jemand, der das, was er von Natur aus ist, durch künstlerische Verstellung verbirgt um den Anschein zu erwecken, dass er etwas anderes ist als das, was er von Natur aus ist. Er gibt vor etwas zu sein, was er aber eigentlich nicht ist. Mit dem Wort hupokrites bezeichnete man früher auch die Menschen, die von Beruf aus Schauspieler waren, weil sie die Fähigkeit besaßen, verschiedene Rollen echt und authentisch vorzuspielen. Das Wort hatte früher einst keine negative Bedeutung. Erst später bekam es eine negative Wendung und mit dieser negativen Bedeutung kennzeichnete Jesus bestimmte Menschen, die nicht zugaben, dass sie das, was sie in Wirklichkeit waren, auch gewesen sind.

Im Neuen Testament finden wir das Wort hupokrites in 20 Stellen (Mat 6:2.5.16; Mat 7:5; Mat 15:7; Mat 16:3; Mat 22:18; Mat 23:13-15.23.25.27.29; Mat 24:51; Mk 7:6; Luk 6:42; Luk 11:44; Luk 12:56; Luk 13:15). Alle diese Stellen lassen erkennen, dass sich das Wort „Heuchler“ auf die religiöse Gruppe der Pharisäer bezieht, die im Gegensatz zu den echten Gläubigen standen. Allein deshalb muss deutlich werden, dass sich die Aussage Jesu in Matthäus 7:1 nicht auf Gläubige Jünger bezieht, sondern auf ungläubige Pharisäer. Sie waren es, denen Jesus nicht erlaubte zu richten, da sie selbst (und das wird in Matthäus 7:2-5 offensichtlich erklärt) ohne Unterlass genau das praktizierten, was sie an ihren Brüdern (d.h. an den anderen Juden, die keine Pharisäer waren) verdammten. Das echten Gläubigen sogar befohlen wird zu richten wird aus folgenden Schriftstellen deutlich:

Epheser 5:11
„Und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, deckt sie vielmehr auf.“ Der Ausdruck „deckt sie vielmehr auf“ stammt von dem griechischen Wort elegcho. Dieses Wort hat mehrere Bedeutungen, die alle hier berücksichtigt werden müssen: „überführen, verurteilen, für schuldig befinden, widerlegen, freilegen, entlarven, bestrafen, zurechtweisen, tadeln, rügen, schelten“.

Lukas 7:43
„Simon aber antwortete und sprach: Ich vermute der, dem er am meisten geschenkt hat. Und er sprach zu ihm: Du hast richtig geurteilt!“ Das Wort „geurteilt“ heißt krino und ist dasselbe Wort wie in Mat 7:1. Spätestens jetzt muss sichtbar sein, dass Jesus niemals beabsichtigte, generell sämtliches Urteilen und Richten zu unterbinden.

1Korinther 6:1-3
„Wie kann jemand von euch, der eine Beschwerde gegen einen anderen hat, sich bei den Ungerechten richten lassen anstatt bei den Heiligen? Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun durch euch die Welt gerichtet werden soll, seid ihr dann unwürdig, über die allergeringsten Dinge zu entscheiden? Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden? Wieviel mehr die Angelegenheiten dieses Lebens?“

1Korinther 2:15
„Der geistliche [Mensch] dagegen beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemand beurteilt.“ Das griechische Wort für „beurteilt“ hier ist anakrino und meint durch das Anhängen der Vorsilbe (ana = „mitten, unter, wieder“) ein „wiederholtes Urteilen“ und damit „genaueres Richten“ um den Kern einer Sache zu verstehen.

3Mose 19:15.17
(15) Ihr sollt keine Ungerechtigkeit begehen im Gericht; du sollst weder die Person des Geringen ansehen, noch die Person des Großen ehren; sondern du sollst deinen Nächsten gerecht richten.
(17) Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen; sondern du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, dass du nicht seinetwegen Schuld tragen musst!

Sprüche 31:9
Tue deinen Mund auf, richte recht und verteidige den Elenden und Armen!

Wenn Jesus wirklich gemeint hätte, wir alle dürften niemals zu keiner Zeit einen Menschen richten, dann ergibt sich daraus folgendes Problem: die Apostel und Jesus Christus richteten die Menschen um sie herum und sogar auf sehr anstößige Weise. Die Tatsache, dass sie Recht hatten und selbst echte Gläubige waren, zeigt, dass Jesus niemals richten verboten hat. Die folgenden Stellen sollen dies zeigen:

Matthäus 3:2.7
Johannes der Täufer predigt: „(2) Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!
(7) Als er aber viele von den Pharisäern und Sadduzäern zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Schlangenbrut! Wer hat euch eingeredet, ihr könntet dem zukünftigen Zorn entfliehen?“

Matthäus 23:15-33
Jesus weist die Heuchler öffentlich zurecht: „(15) Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler (16) ihr blinden Führer (17) Ihr Narren und Blinden (25) voller Raub und Unmäßigkeit (27) ihr getünchten Gräber (28) voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit (33) Ihr Schlangen! Ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entgehen?“

Apostelgeschichte 7:51
Stephanus sagte dem Volk, das ihn am Ende steinigt: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr!“

Apostelgeschichte 8:20-23
Petrus weist einen unechten Christen zurecht: „Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du meinst, die Gabe Gottes mit Geld erwerben zu können! Du hast weder Anteil noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag; denn ich sehe, dass du in bitterer Galle steckst und in Fesseln der Ungerechtigkeit!“

Apostelgeschichte 13:10
Apostel Paulus sagte einem Mann, der das Evangelium aufhalten wollte: „O du Sohn des Teufels, voll von aller List und aller Bosheit, du Feind aller Gerechtigkeit, wirst du nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verkehren?“

Würden wir auch heute zu den Aposteln aufgrund ihres gerechten Urteils sagen: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“? Ich denke nicht! Anhand dieser weniger Beispiele soll verdeutlicht werden, dass die Nichtbeachtung des Kontextes einer Aussage die schlimmsten Vergewaltigungen einer Aussage bewirken kann. Die Interpretation einer Aussage, vor allem, wenn sie unklar ist und Raum für Spekulationen gibt, ist daher immer abhängig von den Texten, die um sie herum sind. Das ist die anerkannte Regel für die Interpretation aller Texte, egal ob es sich um Poesie oder um politische Literatur oder um Texte aus der Heiligen Schrift handelt. Deswegen tun wir gut daran, wenn wir uns bei jeder Aussage, die uns unklar erscheint, zuerst fragen: „Aus welchem Grund schreibt der Autor des Textes an dieser Stelle genau das, was er so unklar formulierte? Welches Thema geht dem unklaren Vers voraus und welche Aussagen folgen dem unklaren Vers? Gibt es noch andere Bibelstellen, die zu Aussagen zu diesem Thema machen?“. Menschen, die sich diese Fragen während der Interpretation stellen, gelten generell als unempfänglich für die Verdrehungen einzelner Aussagen.

Quelle und Danke an: http://reformiert1689.wordpress.com/
 
Besonderen Dank möchte ich an Refomiert1689 senden, denn er hat eine Kraftvolle Verteidigung zu Ehren unseres Gottes und Retters Jesus Christus erstellt.






 

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