Nach der Flut erneuerte der Herr seinen Bund mit Noah und gab ihm bestimmte elementare Richtlinien zur Ordnung der nachsintflutlichen Gesellschaft (1.Mose 9:1-16). Vers 4 beinhaltet folgendes wichtiges Verbot:
''Allein esset das Fleisch nicht mit seinem Blut, in dem sein Leben (nepes) ist!''
Die besondere Heiligkeit des Blutes führt zur Anordnung der Todesstrafe für jeden, der einen Mord begeht. Später in 3.Mose 17:10-11 wird der Grund, weshalb Blut nicht gegessen werden sollte, deutlicher herausgestellt:
''Und wer vom Haus Israel oder von den Fremdlingen unter euch irgendwelches Blut isst, gegen den will ich mein Antlitz kehren und will ihn aus seinem Volk ausrotten. Denn des Leibes Leben (nepes) ist im Blut, und ich habe es euch für den Altar gegeben, dass ihr damit entsühnt werdet. Denn das Blut ist die Entsühnung, weil das Leben in ihm ist.''
Die nachfolgenden Verse machen genauere Angaben; so muss sogar Wild ausbluten, bevor es gegessen werden darf.
Die Frage für Gläubige im neutestamentlichen Zeitalter ist, ob dieses Verbot uns heute noch betrifft. Die Offenbarung, die Petrus in der Apostelgeschichte 10:10-15 bekam, lehrte ihn, dass die alten Beschränkungen des mosaischen Gesetzes hinsichtlich verbotener Lebensmittel gültig waren. Alle vierfüßigen und kriechenden Tiere und die Vögel waren als rein anzusehen und konnten vom Menschen gegessen werden. Der entscheidene Faktor dieses Abschnitts ist, dass dieser Grundsatz als Analogie auf alle Menschenrassen angewandt wurden, sowohl auf die Juden als auch auf die Heiden - sie alle konnten durch das vergossene Blut Jesu errettet und begnadigt werden. Dennoch bleibt die Frage, ob die Aufhebung der Einteilung in unreine und reine Nahrung, wie sie in 3. Mose 11:1-45 und 5. Mose 14:3-21 noch ausführlich beschrieben wird, auch die Beschränkung des Verzehrs von Blut aufhebt. Nimmt das nun, nachdem Christus sein heiliges Blut vergossen hat, alle Heiligkeit des Blutes an sich weg? Oder muss es aufgrund seiner Symbolik von Golgatha nach wie vor als wervoll geehrt werden? Mit anderen Worten: Beinhaltet die Genehmigung, ausnahmslos alle Tiere und Vögel essen zu dürfen, dass auch das Blut dieser Tiere gegessen werden darf? Oder sollte der Fleischer sie erst gut ausbluten lassen, bevor sie gekocht und zum Verzehr zubereitet werden können? Die Antwort auf die letzte Frage lautet: Ja. Einige Jahre nachdem Petrus Gottes spezielle Anweisungen im Traum erhalten hatte, fand das Jerusalemer Konzil statt. Dort wurde überlegt, ob die bekehrten Heiden die zeremoniellen Erfordernisse des Judaismus übernehmen müssen, um Christen zu werden. Als Vorsitzender des Konzils sagte Jakobus:
'' Darum halte ich dafür, daß man diejenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, nicht weiter belästigen soll, sondern ihnen nur anbefehle, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten.'' (Apg. 15:19-20)
Dies fand die allgemeine Zustimmung der übrigen Versammlung. Daher entschieden sie sich, den bekehrten Heiden in Antiochia:
''Es hat nämlich dem heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzulegen, außer diesen notwendigen Stücken: daß ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr euch davor in acht nehmet, so tut ihr recht. Lebet wohl!» ''
Aus der oben erwähnten Stelle entnehmen wir, (1) dass die Ermahnung, kein Blut zu essen, nach der Vision von Petrus erfolgte und deshalb in keiner Weise durch die frühere Offenbarung aus Apostelgeschichte 10 abgeändert oder außer Kraft gesetzt wurde; (2) dass sie verbunden wurde mit dem Verbot von Unzucht - was niemals als eine überholte Beschränkung angesehen werden kann, sondern vielmehr als bleibender Grundsatz, verbindlich für das Gewissen aller Christen; (3) dass das Bestehen auf der ständigen Heiligkeit des Blutes nicht nur von Menschen, sondern auch von der Autorität des Heiligen Geistes verfügt wurde. Natürlich haben einige aus Paulus späteren Ausführungen in 1. Kor 8 über das Essen von Götzenfleisch geschlossen, dass das Verbot, das in dem Brief des Jerusalemer Konzils ausgesprochen wurde, nicht für allezeit bindend war. Aber Paulus Einwand zielte nicht so sehr auf die Frage ab, ob der Verzehr solchen Fleisches Sünde wäre, sondern vielmehr auf den Anstoß, den ein derartiges Beispiel neu bekehrten Heiden, die früher den Götzen opferten, liefern könnte.
In 1. Kor 10:27-28 geht Paulus näher auf dieses Thema ein:
''Wenn aber jemand von den Ungläubigen euch einladet und ihr hingehen wollt, so esset alles, was euch vorgesetzt wird, und forschet nicht nach um des Gewissens willen. Wenn aber jemand zu euch sagen würde: Das ist Götzenopferfleisch! so esset es nicht, um deswillen, der es anzeigt, und um des Gewissens willen.''
Das bedeutet: Ganz gleich ob ein Gläubiger privat Götzenopferfleisch essen darf oder nicht, das Essen dieses Fleisches vor anderen würde ihnen Anlass zum Anstoß geben. Aufgrund des möglichen geistlichen Schadens für neu bekehrte Heiden war dies neutestamentlichen Heiden nach wie vor verboten. Die Bedeutung scheint recht klar: Wir sollen noch immer die Heiligkeit des Blutes respektieren und achten, da Gott es zu einem Symbol für das Sühneblut Jesu Christi bestimmt hat. Deshalb soll es von keinem Gläubigen, der der Schrift gehorsam sein möchte, verzehrt werden. Chrisi ernste Aussage in Johannes 6:53-58 über das Essen seiner Fleisches und Trinken seines Blutes bezieht sich ganz offensichtlich nur auf die geistliche Antwort echter Gläubiger auf Christi Sühneopfer von Golgatha. Zusammen mit all den Segnungen der Errettung machen wir uns seinen Leib und sein Blut im Glauben nur zu Eigen, wenn wir seinem Sündelosen Leben und dem Opfer seines unschuldigen Leibes als einem stellvertretenden Sühnemittel für unsere Sünden vollkommen vertrauen. Doch dies hat überhaupt keine Auswirkung auf die Frage, ob wir Gottes ernste Ermahnung, kein Blut in Lebensmitteln zu uns zu nehmen, missachten dürfen.
*Schwer zu verstehen? Gleason L. Archer
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