Samstag, 5. April 2014

Warum verfluchte Noah seinen jüngsten Sohn in 1.Mose 9:24-28 und sagte, Kanaan solle ein Sklave werden? War dies der Anfang der Sklaverei? War Sklaverei in Gottes Augen in Ordnung?

Warum verfluchte Noah seinen jüngsten Sohn in 1.Mose 9:24-28 und sagte, Kanaan solle ein Sklave werden? War dies der Anfang der Sklaverei? War Sklaverei in Gottes Augen in Ordnung?

Noah verfluchte seinen Sohn Ham, weil dieser seinen Vater verspottet und entehrt hatte, nachdem er Noah nackt vorfand, als dieser seinen Rausch ausschlief. Ham hätte ihn respektvoll behandeln sollen, obwohl sich sein Vater ( der offenbar noch nie zuvor Alkohol getrunken hatte) zum Narren gemacht hatte. Jedoch sollte hervorgehoben werden, dass nur einer von Hams Söhnen, nämlich Kanaan, die Auswirkungen von Hams Verfluchung zu tragen hatte. 1. Mose 9:25 zitiert Noah mit den Worten:

''Verflucht sei Kanaan! Er sei ein Knecht der Knechte seiner Brüder!''

Abgesehen von Kanaan hatte Ham drei Söhne, Kusch und Mizrajim und Put (1. Mose 10:6); doch die Strafe wurde nur auf Kanaan gelegt, den Stammvater der Kanaaniter in Palästina, aber zum Beispiel nicht auf Kusch oder Put, die wahrscheinlich die Vorfahren der Äthiopier waren. Dieser Fluch erfüllte sich durch Josuas Eroberung (ca. 1400 v.Chr) und ebenso in der Eroberung Phöniziens und anderer kanaanitischer Gebiete durch das persische Reich, da die von Madai, dem Sohn Jafets, abstammten. Dies scheint das frühste Austreten von ebed im Sinne von ''Sklave'' in der Schrift zu sein.
Was die moralische Stellung der Sklaverei im Altertum angeht, müssen wir feststellen, dass sie von allen alten Völkern, von denen wir geschichtliche  Aufzeichnungen besitzen, praktiziert wurden: von Ägyptern, Sumerern, Babyloniern, Assyrern, Phöniziern, Syrern, Moabitern, Ammonitern, Edomitern, Griechen, Römer und allen anderen. Sklaverei gehörte ebenso zur Kultur des Altertums wie Handel, Steuern oder Tempeldienst. Erst als aufgrund der biblischen Lehre eine erhöhte Vorstellung vom Menschen und seiner angeborenden Würde als einem Wesen, das im Bild Gottes geschaffen wurde, in der Welt entstand, erhobt sich im Christentum Kritik gegen die Sklaverei, und ihre Existenzberechtigung wurde in Frage gestellt. In keiner bekannten nicht-christlichen Zivisilation ist eine entsprechende Bewegung für die Abschaffung der Sklaverei wahrnehmbar.
In 1.Mose 9:25 wird ebed im Sinne einer politischen Unterwerfung unter fremde Gewalt benutzt. Nach dem mosaischen Gesetz sollten hebräische Sklaven nach einer sechsjährigen Dienstzeit freigelassen werden. Sie konnten nicht zu einem lebenslangen Dienst gezwungen werden, es sei denn, sie blieben aus Liebe zu ihrem Herrn freiwillig (2. Mose 21:2-7). In einigen Fällen wurde Sklaven in großen Ehren gehalten. So wurden die Edleren allgemein ''Diener'' (badim) ihres Königs genannt - ein Ehrentitel vergleichbar mit dem, den Paulus für sich selbst benutzte: ''Knecht Christi Jesu''.
In neutestamentlichen Zeiten wurden bekehrte Sklaven als echte Brüder der freien Christen und als Miterben des Reiches Gottes angesehen. Sie wurden angehalten, ihren Herren treu, respektvoll und mit guten Willen zu dienen, so als dienten sie dem Herrn selbst (Eph 6:5-8) - auch wenn sie versuchen sollten, wenn möglich, ihre Freiheit zu verdienen oder zu erkaufen (1.Korinther 7:21).
Dennoch liegt der biblische Vorstellung vom Menschen als einer Person, die in Gottes Ebenbild geschaffen wurde und für den Himmel bestimmt ist (sofern er Buße tut, glaubt und sich dem Herrn übergibt), ein Prinzip zugrunde, dass Sklaverei ausschließt. Dieses Prinzip fand zuerst in der christlichen Welt Anwendung - und später auch in anderen Religionen und Kulturen, die durch das Beispiel der Christen, die in ihren eigenen Ländern die Sklaverei abschafften, beschämt wurden. So wurde Gottes eigentliche Absicht erfüllt.

*Schwer zu verstehen? Gleason L. Archer  





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen