Abrahams Familie stammte ursprünglich aus Ur und zog später nach Haran, was am Fluss Balich lag, etwa 95 Kilometer vom Euphrat entfernt im äußersten Norden des ''Fruchtbaren Halbmonds''. Der ganze Familienclan zog weg, einschließlich Abram, Nahor und Lot (der Sohn des verstorbenen Haran). So ließen sie sich gemeinsam in Haran nieder. Mehrere Jahrzehnte lebten sie dort zusammen, zeugten Kinder und zogen diese in der syrischen Umgebung auf. Es ist durchaus anzunehmen, dass Abraham Haran nach seinem langen Aufenthalt dort als zweite Heimbat betrachtete, die er im Alter von 75 Jahren verließ (1. Mose 12:4). Für ihn war es nur natürlich, von den Kindern seiner beiden älteren Brüder als von seiner ''Familie'' (moledet) zu sprechen - auch wenn sie vielleicht entferntere Verwandte waren, die zum Teil noch in Ur lebten (s. 1.Mose 12:1). Einige meinen, Ur, der Stammsitz von Abrahams Familie, hätte eigentlich viel näher bei Haran gelegen, ebenfalls im Gebiet von Paddan-Aram. Laut G. Pettinato (''Bar Interviews Giovanni Pettinato'', Biblical Archaeology Review 6, Nr. 5, September-Oktober 1980,: S. 51) finden sich auf den eblaitischen Tafeln mehrere Erwähnungen von ''Uru'', das im nödlichen Mesopotamiens auftauchte. Aus 1. Mose 11:28 geht allerdings sehr deutlich hervor, dass das Ur, aus dem Abrahams stammte, das ''Ur der Chaldäer'' war. Dieses Ur lag im Altertum sehr nahe an der Küstenlinie des Persischen Golfs, fast 160 Kilometer Nordwestlich von der heutigen Küste entfernt. Daher war es stark den Überfällen chaldäischer Piraten aus dem nahe gelegenen Gebiet, dem heutigen Kuwait, ausgesetzt.
So wie die Ostküste Englands aufgrund vermehrten Eindringens dänischer Wikinger als Danelaw bekannt wurde, kannte man Ur als Ur Kasdim (zumindest zur Zeit von Mose, als er das erste Buch Mose schrieb), weil die Chaldäer das Gebiet zu ihrem Einflussbereich machten. Allerdings besteht nicht die Möglichkeit, dass irgendein Uru in der Nähe Harans der chaldäischen Hegemonie angehörte, da die Chaldäer nie in diesen Teil des Nahen Ostens eingedrungen waren. (Die Vermutung, dass dies auf die Kassiten der kassitischen Dynastie in Babylon von 1500 - 1200 v.Chr. hindeuten könnte, hat kaum eine Grundlage. Dem Namen Kasi war nie ein drittes radikales d angegliedert).
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