Der
Koran, die heilige Schrift des Islam, gilt nach islamischer Lehre als
das dem Propheten Mohammed über rund 20 Jahre (ca. 612-632 n. Chr.) in
"deutlicher arabischer Sprache" (nach Aussage des Koran) geoffenbarte
Wort Gottes. Dennoch gestehen die namhaftesten arabischen Kommentatoren,
die im großen (30 bändigen) Korankommentar von at-Tabari (838-923 n.
Chr.) zu Wort kommen, ihre Ratlosigkeit bei der Deutung zahlreicher
Ausdrücke und Passagen des Korantextes ein. Der Grund dafür wird auf die
Eigentümlichkeiten der Sprache von Mekka zurückgeführt, die die
späteren Araber nicht mehr kannten. Die ab etwa Mitte des 19.
Jahrhunderts einsetzende abendländische Koranforschung hat sich
ihrerseits der Problematik der Koransprache gewidmet. Über die
etymologische Erklärung einer begrenzten Zahl von Fremdwörtern im Koran
kam sie jedoch bisher nicht hinaus. Die letzen uns vorliegenden
Standartübersetzungen der als Autoritäten anerkannten westlichen
Koranforscher Rudi Paret (Deutschland), Régis Blachère (Frankreich) und
Richard Bell (England) geben in weiten Teilen ihrer Deutungsversuche die
Unsicherheiten der arabischen Kommentatoren wieder. Aus ihren
Übertragungen werden die Grenzen deutlich, die einer effizienten
westlichen Koranforschung gesetzt sind.
Hier setzt die neue Arbeit
von Christoph Luxenberg ein. Von den dunklen Stellen" im Koran
ausgehend, besteht sein Ansatz darin, den Korantext in seinem
sprachhistorischen Kontext zu betrachten.
''Machen sie
sich denn keine Gedanken über den Koran? Wenn er von jemand anderem als
(von) Allah wäre, würden sie in ihm viel Widerspruch finden.'' Sure 4,82
Rudi
Paret (1901-1983), prominenter Koranübersetzter, schreibt in der
Einleitung zu seiner deutschen Übersetztung: ,,Wir haben keinen Grund
anzunehmen, dass auch nur ein einziger Vers im ganzen Koran nicht von
Mohammed stammen würde.'' Er, der sich in seiner Übersetztungsarbeit
quasi täglich mit Widersprüchen, Unklarheiten, Fehlern, Ungereimtheiten
logischer wie sprachlicher Natur herumschlagen musste: Woher weiß er
das? Wie kommt er zu diesem Schluss?
Ähnlich meint Tilman Nagel,
,,Die Forschung muss sich an das halten, was als gesichert gelten kann,
nämlich dass die Worte des Korans von Mohammed ausgingen...'', und füllt
unter dieser nicht einmal im Ansatz gesicherten Prämisse sage und
schreibe 1000 Seiten.
Wie kommen die beiden Wissenschaftler zu
einer so unwissenschaftlichen Aussage? Sie geben die Meinung der
traditionellen Orientalistik wieder. Nachdem die Orientalistik des 19.
Jhr. große Namen hervorgebracht hatte, sind bis auf ein paar
erwähnenswerte Ausnahmen zumindest von ihrem Zweig der Islamforschung
bis gegen Ende des 20. Jhr. keine Ruhmestaten zu berichten.
Typischerweise forschte man systemimmanent und schien sich nicht im
geringsten mit der Frage nach der Bonität von Quellen belästigen zu
wollen. Man übersetzte zum Beispiel den Koran getreu der arabischen
Vorlage ins Deutsche. Sehr präzise, sehr gewissenhaft, ja sogar so
brilliant, dass manche Übersetztungen näher an der wahrscheinlichen
Bedeutung sind als die arabischen Vorlage selber. Die Übersetztungen
gerieten bisweilen schon zur Interpretation, aber der Autor konnte
belegen, dass sich der arabische Bearbeiter (!) in diesem oder jenem
Punkt wohl geirrt habe - wir kommen später auf einige Beispiele. Da
hätten bei einem Wissenschaftler schon die Alarmglocken schrillen
müssen, denn es handelte sich ja nicht um irgendeinen Text, sondern um
eine göttliche Botschaft in angeblich reinstem Arabisch, die einen
Wahrheitsanspruch erhob. Die Neugierung augenfälligster Ungereimtheiten
und der unglaublich schlampige Umgang mit den Quellen haben die
Orientalistik so in Verruf gebracht, dass sie in der Islamforschung
negative Wissenschaftsgeschichte geschrieben hat.
Nach
traditioneller islamischer Überlieferung also verkündigte der Prophet
Muhamad zwischen 610 und 632 Offenbarungen und gründete damit eine neue
Religion. Zu seinen Lebzeiten existierten nur mündliche Überlieferungen,
aber sein dritter Nachfolger, der Kalif Othman, soll nach
traditioneller islamischer Auffassung das Material 20 Jahre später zu
einem Buch zusammengefügt haben, dem sogenannten ,,Othmanischen Koran''.
Dieser soll bereits die endgültige orthografische und inhaltliche
Autorität repräsentiert haben. In wenigen Jahren soll sich Buch wie
Religion über Syrien, Arabien, Irak, Persien, Zentralasien, Ägypten und
Nordafrika verbreitet haben. Ein epochaler Vorgang von unglaublicher
Geschwindigkeit.
Wenn es denn so war...
Wer behauptet das?
Oder andersherum: Wie sehen die Quellen aus? Von Islamischer Seite
haben wir keinerlei zeitgenössische Belege. Wir haben keinen
Othmanischen Urkoran,keinerlei andere zeitnahe Angeben, der erste
bekannte Koran stammt aus dem Ende des 9. Jhr. , auch die bisher
bekannten Fragmente reichen nicht in die Zeit eines behaupteten Kalifen
Othman zurück. Der Herausgeber des Urkoran, der ominöse Kalif Othman,
ist historisch nicht fassbar. Es gibt nicht einen einzigen
außerislamischen Hinweis auf ihn, von seinem Nachweis gar nicht zu
reden. Erst zwei Jhr. nach den behaupteten Ereignissen setzten die
ersten islamischen Berichte über Muhamad und sein Buch ein, die meisten
sind drei Jhr. danach entstanden. Der Wissenschaft allerdings sind
Materialien aus der Zeit vor dem Propheten bekannt, die später im
endgültigen Koran wieder auftauchten. Nach der Schätztung des
Koranforschers Günter Lüling macht das vormohammedanische Material nicht
weniger als dreißig Prozent des späteren Korans bekannt, die aus der
Zeit Muhamads und davor datieren. Koranschriften aus der Zeit vor dem
Gründer des Islam?
Theodor Nöldeke hatte bereits 1909 einen
Katalog zahlreicher Fehler und Eigentümlichkeiten der Koransprache
erstellt. Er erwähnt Überschneidungen mit der syro-aramäischen Sprache,
ohne aber weiter darauf einzugehen. Der im Irak gebürtige
Handschriftenforscher Alphonse Hormizd Mingana stellte 1927 als Erster
die starke Durchmischung des Koranarabisch mit dem Syro-Aramäischen
heraus. Lüling bestätigt und vertieft später diese Ergebnisse.
Es
gibt auch zahlreiche Koranpassagen, die sogenannten ,,dunklen
Stellen'', die auch für arabische Interpreten nicht vernüftig lesbar
sind. Dies führte dann zu den vielen - oft völlig unterschiedlichen -
Interpretationen, die für die Islamische Lehre kennzeichnend sind. Nach
Islamischer Meinung ist ja die Sprache Gottes selber Arabisch. Wer diese
Passagen nicht lesen könne, beherrsche demnach ganz einfach nicht das
perfekte Arabisch Gottes.
Diese Erklärung mag Gläubige Muslime
befriedigen, nicht jedoch Wissenschaftler. Der Semitist und
Sprachforscher Christoph Luxenberg nahm sich einige der ,,dunklen
Stellen'' vor. Er begann, diese unklaren und scheinbar sinnlosen
Koranpassagen in der Sprache der Ursprungszeit zu lesen. Diese Sprache
war Syro-Aramäisch. Und er kam zu sehr erstaunlichen Ergebnissen.
Die
Sure 19 (Surat Maryam/Marien-Sure) ist solch eine Passage. Zunächst
beschreibt sie die Empfängnis Marias und kommt dann zu ihrer
Verzweiflung über die uneheliche Geburt ihres Sohnes Jesus, sie wünscht
sich deswegen den Tod herbei.
Im Vers 24 dieser Sure heißt es in der traditionellen Übersetztung:
,,Und es rief er (Jesus) unter ihr: Bekümmere dich nicht, dein Herr hat unter dir ein Bächlein fließen lassen!''
In Syro-Aramäisch gelesen heißt der Vers hingegen:
,,Da rief er (Jesus) ihr nach der Niederkunft zu: Sei nicht traurig, der Herr hat deine Niederkunft legitim gemacht.''
Ein
vormals eigenartiger Satz bekommt plötzlich einen Sinn! (Am Sprachgenie
des Baby-''Jesus''darf man sich nicht stören, es wird in mehreren
Koranstellen bemüht. Und, man streiche sich das geistig rot an, so
finden wir das auch im THOMASEVANGELIUM!) :D
Auch die Huris, die Paradiesjungfrauen, die der Koran den Märtyrern im Dutzend verspricht, sehen bei Luxenberg ganz anders aus.
Im Koran liest sich das in der traditionellen Übersetztung so:
Sure 44:54: ,,Und wir geben ihnen (den Gläubigen) großäugige Huris als Gattinnen.''
Dieser
Vers heißt in der autorisierten arbaischen Version: ''wa-zawwag-nahum
bi-hur inin'' und kann nach Luxenberg im klassischen Arabisch gelesen
werden als verheiratet. Aber nur dann, wenn man über das ''r'' und unter
das ''h'' einen diakritischen Punkt setzt, der anzeigt, wie der
Buchstabe präzise zu lesen ist. Diese diakritischen Punkte gab es aber
nicht in den frühen Texten. Und ohne die Punkte ließt sich das Wort
''rawwah-na-hum'', was im Arabischen ''ausruhen lassen'' bedeutet.
''Hur''
ist zweifelos der Plural von weiblich ''hawra'', heißt also ''weiße''.
''In'' ist in Arabisch nicht verstehbar, deswegen interpretieren die
arabischen Bearbeiter des Korans ''in'' als Plural von ''ain'' (Auge,
Brunnen), obwohl es korrekt ''uyun'' bzw. ''ayun'' heißen müsste.
''Hur
in'' wären also ''weiße Augen''. Dies aber ist auch im Arabischen in
diesem Zusammenhang Unsinn (an anderer Stelle im Koran, Sure 12:84,
bedeutet ''weiße Augen'' denn auch ''erblindet''). Deswegen bieten die
arabischen Koraninterpreten ''großäugige Weiße'' an. Daraus wurden
''großäugige Huris'' - die ''Paradiesjungfrauen'' waren geboren.
Luxenberg
weist jedoch durch koranische wie außerkoranische Querverweise nach,
dass mit den ''Weißen'' im Paradieskontext zweifelsfrei Weintrauben
gemeint sind. Das arabisch unverstandene Wort ''in'' bedeutet in
Aramäisch ''kristallklar, glänzend, prachtvolles Aussehen''. Die ''hur
in''sind also keine Wesen, schon gar nicht ''Huris'', sondern
kristallklare, prachtvolle Weintrauben. Und zuletzt meint ''bi'' nicht
das arabische ''mit'', sonders das aramäische ''unter''. Der Gläubige
wird also nicht mit den Huris verpaart, sondern er rastet unter den
''hur in'', also ''unter'' den ''Weintrauben''.
Sure 44:54 liest sich nach Luxenberg also richtig:
''Wir werden es ihnen unter prachtvollen Weintrauben behaglich machen.''
Ein nicht unbeachtlicher Unterschied, muss man konstatieren (und mit nicht unerheblichen Konsequenzen für die ''Märtyrer'').
Den ''Huris'' dichten die Interpreten in verschiedenen Versen diverse Attribute an.
Sure 2:25: ''Im Paradies warten gereinigte Gattinnen auf sie.''
In Wirklichkeit ist die Rede von ''allerlei Arten von reinen Früchten''.
Aus
Sure 38:52 leiten die arabischen Koraninterpreten das Alter der Huris
ab. Sie sind zunächst ''gleichaltrig'', dann aber werden sie ''jung'',
''immerwährend jung'', und in späteren Interpretationen wird ihnen sogar
ein Alter zugewiesen: ''33 Jahre''. Nichts davon steht im Koran.
Es
geht um das Wort ''atrab'', das im Arabischen nicht verständlich ist
und deshalb mit den genannten Interpretationen versehen wurde. Die
aramäische Wurzel bedeutet ''saftig'', Fruchtfleisch.
Aus Sure 38:52 nach traditioneller Leseart:
,,Während sie gleichaltige (ewig,junge, 33-Jährige) Huris bei sich haben die Augen niedergeschlagen...''
wird in der korrekten aramäischen Übersetztung:
,,Bei ihnen werden niederhängende, saftige Früchte sein.''
Den
Vogel schießen die Interpreten mit Sure 55:56 und 74 ab, wo die Huris
schließlich zu Jungfrauen ernannt werden. In weiteren Interpretationen
bleiben sie sogar ewig Jungfrauen, auch wenn sie den Gläubigen bereits
zur Verfügung gestanden hatten:
Sure 55:56: ,,Darin ( in den
Gärten) befinden sich auch, die Augen niedergeschlagen, weibliche Wesen
(die huris), die vor ihnen noch niemand (weder Mensch noch Dschinn)
entjungfert hat.''
Die Interpretation des Ausdrucks '' lam
yatmithunna'' als ''entjungfern'' stammt vom Koraninterpreten at Tabari
und wurde kritiklos weitergeführt, wobei die syro-aramäische Wurzel ohne
Zweifel lediglich ''verunreinigen, beflecken'' bedeutet.
Der ganze Satz heißt demnach: ,,Darin befinden sich herabhängende Früchte, die noch niemand angerührt hat''.
Luxenberg
merkt zu dieser Stelle an: ,,Mit der Interpretation, entjungfern' ist
der Gipfel erreicht. Wer den Koran mit etwas Verständnis liest, muss an
dieser Stelle geradezu die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Nicht
nur Unwissenheit ist daran schuld, es gehört schon eine gute Portion
Dreistigkeit dazu, bei einer ''heiligen Schrift'' sich so etwas
auszudenken und dies dem Koran zu unterstellen.''
Man möchte hinzufügen: Da ist die schmutzige Fantasie mit den bärtigen Männern durchgegangen.
Aber es geht in diesem Stil weiter..
Wir
wissen von den Huris bereits, dass sie hübsch, 33 Jahre alt und ewig
jungfräulich sind. In Sure 78:33 erfahren wir ein weiteres Detail - sie
sind vollbusig: ,,(Die Gottesfürchtigen erwarten) junge Huris mit
schwellenden Brüsten und einem Becher mit Wein, bis an den Rand
gefüllt.''
Die schwellenden Brüste sind in Wirklichkeit üppige, saftige Früchte, wie Luxenberg ausführlich nachweist.
Die
Huris entstammen also vollkommen dem Reich der Fantasie, aber damit
nicht genug, es gibt auch noch ewig junge Knaben im Paradies, die den
Frommen zur Verfügung stehen.
Sure 76:19: ,,Ewig junge Knaben (wildanun muhalladuna) machen die Runde unter ihnen (den Gläubigen)...''
Die
,,Knaben'' weißt Luxenberg als aramäisch für ,,Saft'' oder ,,Wein''
nach (,,Kind oder Weinrebe'' = Erzeugnis der Weinrebe = Saft oder Wein).
''Muhalladuna''
bekommt durch Umsetzten eines einzigen Punktes (Unterpunkt statt
Oberpunkt, aus ''h'' wird ''g'') seine aramäische Originalbedeutung,
nämlich ''eiskalt, eisgekühlt''. Es machen also statt ewig junger Knaben
in Wirklichkeit eisgekühlte Früchte die Runde.
Eklatante
Fehlübersetztungen der arabischen Editoren schufen ein Paradiesbild, das
nicht nur für anzügliche Bemerkungen von Ungläubigen sorgte, nicht nur
Hunderttausende Glaubenskämpfer erwartungsvoll in den Tod gehen ließ,
sondern auch diametral zur ursprünglichen und wirklichen Aussage des
Korans steht..
In der späteren Version nimmt dieses recht bescheidene Paradies persische Ausmaße an.
Der nächste Punkt.
Wir kommen zum Kopftuch. Im Koran gibt es nur eine einzige Stelle, die scheinbar auf das Kopftuch bezug nimmt.
Es ist die Sure 24:31:
Der ganze fragliche Satz lautet:
,,Und
sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke niederschlagen und
ihre Scham hüten und dass sie ihr Tuch über ihren Busen schlagen und
ihre Reize nur ihren Ehegatten zeigen oder ihren Vätern oder den Vätern
ihrer Ehegatten oder irehn Söhnen oder den Söhnen ihrer Ehegatten oder
ihren Brüdern oder den Söhnen ihrer Brüder oder den Söhnen ihrer
Schwestern oder ihren Frauen oder denen, die ein Recht auf sie
besitzten, oder ihren Dienern, die keinen Trieb haben, oder Kindern, die
ihre Blöße nicht beachten.''
Die Kernpassage hat Max Henning
bereits recht frei übersetzt mit ,,ihr Tuch über ihren Busen schlagen''.
Wörtlich übersetzt heißt diese Passage im arabischen Koran: ,,Sie
sollen sich ihre ''chumur'' über ihre Taschen schlagen.'' Was sind nun
diese ''chumur'', und welchen Sinn sollen die Taschen ergeben? Tabari
übersetzt ''chumur'' mit ''Kopftuch'' und setzt, ohne Referenzen zu
nennen oder Gründe anzugeben, hinzu, dass dieses Kopftuch Haar, Hals und
Ohrgehänge zu bedecken habe.
Luxenberg weist nun die ominösem
''chumur'' (Singluar chimar) als das verschriebene aramäische ''gmar'' =
Band, Gürtel nach. Weiter weißt es nach, dass das Wort ''schlagen'' im
Zusammenhang mit den Begriffen ''Band, Gürtel'' verwandt wurde, also
keine Phrase bilden, die im Übrigen im heutigen Aramäisch noch in
Gebrauch ist: ''Das Band, den Stoffgürtel umschlagen.'' Und zwar um die
Lenden und nicht um die ''Taschen''.
Der Satz heißt also in Wirklichkeit: ,,Sie sollen sich ihre Gürtel um die Lenden binden.''
Der
Perser und arabischen Philologe Tabari hatte nachträglich, um das Jahr
900, also 300 Jahre nach der kolportierten Zeit der Enstehung, in seinem
Korankommentar das im Arabischen nicht existente Wort
''chumur/chirmar'' schlicht nicht verstanden. Ihne eine Erklärung zu
liefern, interpretiert er es als ''Kopftuch'' und fügt hinzu, dieses
Kopftuch ''solle Hals, Haare und Ohrringe'' verdecken. Von da an nahm
die Islamische Welt das Gebot zum Kopftuch als Befehl Gottes an. Es ist
in Wirklichkeit nichts weiter als die persönliche Meinung at-Tabaris.
Der Bedeutungswandel dieses Begriffs wird auf bemerkennswerte Weise in
einem Hadith dargestellt. Danach sollten Aischa, die jüngste Frau des
Propheten, und andere Frauen ihre Stoffgürtel in Kopftüchern
umgearbeitet haben, als der entsprechende Vers offenbart worden war.
Hier spiegelt sich wohl im Zeitraffer die historisch-etymologische
Begriffsverdrehung des Wortes ''chimar'' wider: vom Stoffgürtel zum
Kopftuch.
Nach Luxenberg ,,wären muslimische Frauen demnach
berechtigt, die Authenzität des koranischen Wortlaufts
wiederherzustellen und aus den Kopftüchern, die man ihnen seit
Jahrhunderten zu Unrecht aufgezwungen hat, wieder Gürtel zu machen.''
Wie kan es dazu kommen, dass arabischen Editoren offentsichtlich so
große Probleme mit einem arabischen Text habe?
Nunja, es gibt noch sehr viel mehr solcher ''dunklen Stellen''.Weiteres mag in Zukunft folgen!
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