Donnerstag, 20. März 2014

Die Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel - Teil 4 von 5

Das >>Gebet des Nabonid<<

Seit den Qumran-Funden wird eine weitere Kritik an Daniel 4 geübt. Ein Qumran-Manuskript, als >>Gebet des Nabonid<< (4QOrNab) bezeichnet, berichtet von einer körperlichen Krankheit (ein >>böses Geschwür<<) Nabonids während seines Aufenthaltes in Tema. Nun argumentiert man: Zwischen Daniel 4 und dem >>Gebet des Nabonid<< kann man interesannte Parallelen ziehen. Bestimmt ist die Überlieferung des >>Nabonidgebetes<< sehr alt und wurde vom Schreiber des Danielbuches umgearbeitet und auf Nebukadnezar bezogen.
Diese Argumentationsweise entbehrt jedoch aller Wissenschaftlichkeit. Es gibt nämlich a) überhaupt keinen Beweis für die Abhängigkeit Daniels vom >>Nabonidgebet<< und b) keine Beweise, dass 4QOrNab älter als Daniel 4 ist. Mit dem genau gleichen Recht könnte man eine gegenteilige Abhängigkeit behaupten!
Zu beachten sind die großen Unterschiede: Es handelt sich um verschiedene Orte und völlig verschiedene Krankheiten. Ferner ist nicht unwichtig, dass das Buch Daniel in den Qumran-Handschriften im Gegensatz zum >>Nabonidgebet<< als Heilige Schrift zitiert wird!


Die historische Zuverlässigkeit Daniels

Wir haben bis jetzt gesehen, dass alle Versuche, dem Buch Daniel geschichtliche Irrtümer unterzuschieben, fehlgeschlagen sind. Im Gegenteil, die detaillierte Übereinstimmung Daniels mit der Geschichte und den Gebräuchen des 6. Jh.v.Chr. ist geradezu verblüffend! Folgende Punkte sollen diese Tatsache noch weiter unterstreichen:
a) In Daniel 1:3 werden die Auswahlkritieren für Gefangene genannt, die eine spezielle Ausbildung erhalten sollen: vornehme Abstammung, Intelligenz und körperliche Schönheit. Auf einer babylonischen Keilinschrifttafel hat man folgende Kriterien für die Auswahl von Zukunftsdeutern gefunden: ''... von edler Abstammung, auch selbst an Wuchs und Körpermaßen vollkommen.'' Jemand von unfester Kenntnis, der kein Weiser sein kann, wurde nicht akzeptiert.
b) In Babylon ist ein Gebäude ausgegraben worden, das laut den Inschriften daran als Ausbildungsstätte für vornehme Gefangene diente.
c) Nach Daniel 1:5 sollte die Ausbildung Daniels und der übrigen ausgesuchten Gefangenen 3 Jahre dauern. In den babylonischen Texten ist eine Stelle gefunden worden, die besagt, dass ein Tempelmusikant (Angehöriger einer Priesterklasse) ''eine dreijährige Lehrzeit durchzumachen hatte''. Die Übereinstimmung ist sehr interesannt.
d) In Daniel 2:2; 27 und 4:4 werden verschiedene Klassen von Weisen genannt. Dies spiegelt die Tatsache wider, dass es in Babylonien eine außerordentlich große Auswahl an Priesterklassen gab (über 30).
e) In Daniel 3 wird die Strafe des Feuertodes genannt. Sie ist typisch für das Babylonische Reich! In Babylon wurde auch ein gewaltiger Ofen ausgebraben, dessen Inschrift deutlich macht, dass darin solche den Tod fanden, die sich weigerten, babylonische Götter zu verehren. Möglicherweise ist das Wort für ''Ofen'' (''attun'') in Daniel 3 ein Lehnwort aus dem Babylonischen.
f) In Daniel 6 (zur Zeit des Persienreiches) wird die Todesstrafe durch Löwen erwähnt. Dies war nach unseren heutigen Kenntnissen eine typisch persische Strafe!
g) Die ''Ich-Form'' in Daniel 4:1 stimmt mit der literarischen Gewohnheit in Königsinschriften des Nahen Ostens überein.
h) Nebukadnezar spricht in Daniel 4:30 davon, dass er ''das große Babel... erbaut'' habe. Die babylonischen Keilinschrifttafeln haben die Tatsache bestätigt, dass es Nebukadnezar war, der Babel, das 680 v.Chr. durch den Assyrerkönig Sanherib völlig zerstört wurde, zu einem der gewaltigsten Bauwunder des Altertums gemacht hatte. Auf einer Inschrift sagt Nebukadnezar: ''...die Stadt machte ich prächtig zu einem Schaustück...ich... machte die Stadt Babylon zu einer Feste.''
i) Bemerkenswert ist, wie Daniel 5:7; 29 zeigt, dass Belsazar nur Mitregent (der Zweite) war. Deshalb konnte er Daniel den dritten Platz im Reich anbieten!
k) Gemäß Daniel 5 nahmen an dem Gelage Belsazars auch Frauen teil, ganz im Gegensatz zum Perserreich, wo die Frauen jeweils fernblieben (vgl. Esther 1). Die Geschichte bestätigt, dass die Stellung der Frau im babylonischen Reich anders war als bei den Persern.
l) Das Fest in Daniel 5 kurz vor der Eroberung Babels wird u.a. durch Herodot (500-424 v.Chr.) und Xenophon (430-355 v.Chr.) bestätigt.
m) Daniel behielt nach dem Fall Babels eine hohe politische Stellung (Dan 6). Die Geschichte bestätigt, dass Kyrus von Persien den Beamtenapparat Babels übernahm und die bisherigen Beamten an ihrer Stelle bließ!
n) Nach Daniel 2:12; 46; 48 war ein babylonischer Herrscher absolut und souverän. Nach Daniel 6 waren persische Herrscher an ''das Gesetz der Meder und Perser'' gebunden (vgl. Daniel 6:9; 13; 16 mit Esther 1:19; 8:8). Dies entspricht genau den geschichtlichen Tatsachen!


Griechische Lehnwörter

Die Kritik wollte auch sprachliche Argumente gegen die Echtheit des Danielbuches geltend machen: Im aramäischen Text von Daniel 3:5 finden sich (möglicherweise) vier griechische Lehnwörter. Diese Wörter sollen ein Beweis sein, dass Daniel aus hellenistischer Zeit (also nach dem Feldzug Alexanders des Großen um 330 v.Chr.) stammen müsse.
Die genannten Wörter enstammen alle (!) dem musikalischen Bereich:
1. ''qatros'' (Zither). Dieses Instrument entspricht der griechischen ''kitharis''. Das aramäische Wort ''qatros'' ist vielleicht ein griechisches Lehnwort. Möglicherweise geht es aber einfach auf die gleiche Wurzel wie das griechische Wort ''kitharis'' zurück.
2. ''sabcha'' (Sambuke) könnte vom griechischen ''sambuke'' stammen.
3. ''pesanterin'' (Laute) wird von vielen als ein griechisches Lehnwort betrachtet (von psalterion). Dieses Intrument war jedoch bereits seit dem 9. Jhr.v.Chr. im Zweistromland bekannt!
4. ''sumponja'' (Musik, Orchester) ist möglicherweise vom griechischen ''symphonia'' entlehnt. Diese 4 Wörter weisen bei Weitem nicht auf eine Spätdatierung des Buches Daniel hin. Im Gegenteil, würde das Buch aus hellenistischer Zeit stammen, so müsste man sehr viel mehr griechische Lehnwörter darin finden können!
Es gibt mindestens drei Möglichkeiten, wie diese musikalischen Begriffe schon früh nach Babylon kommen konnten:
1. durch griechische Söldner, die schon in der assyrischen Armee und später in der babylonischen Armee (u.a in der Schlacht bei Karkemisch; 605 v.Chr.) gedient haben.
2. durch griechische Kolonien, die schon um 700 v.Chr. in Israel bestanden haben.
3. durch den lebhaften Handelsverkehr zwischen dem Orient und griechischen Städten. Was das Wort ''charosa'' (Herold) in Daniel 3:4 anbetrifft, so handelt es sich wohl nicht um ein griechisches, sondern um ein iranisches (persisches) Lehnwort. Auch das Wort ''satrap'' stammt, wie man in der Zwischenzeit festgestellt hat, nicht aus dem Griechischen, sondern auf dem Altpersischen (''kshatrapan''; auf Keilinschrifttafeln fand man es auch als ''shatarpanu'').


Persische Lehnwörter

Früher betrachteten Kritiker die Tatsache einer Reihe von persischen Lehnwörtern im Buch Daniel als Hinweis auf eine späte Abfassungszeit. Nun beachte man aber, dass die persischen Lehnwörter in Daniel speziell altpersische Wörter sind, d.h. Wörter, die vor 300 v.Chr. in Gebrauch waren! So sprechen diese Wörter gerade deutlich gegen die makkabäische Datierung Daniels (165 v.Chr). Dass persische Lehnwörter im Buch Daniel zu finden sind, ist zu erwarten, da es der Prophet Daniel mindestens z.T. am Anfang der Perserherrschaft aufschrieb (vgl. Daniel 1:21; 6; 9:1; 10:1).


Daniels Aramäisch und Hebräisch

Das Buch Daniel ist zweisprachig geschrieben worden: Daniel 1:1-2:4a ist hebräisch, Daniel 2:4b-7:28 aramäisch und Daniel 8:1-12:13 wieder hebräisch abgefasst worden. Früher, als man das Aramäische aus vorchristlicher Zeit noch spärlich kannte, meinten viele Bibelkritiker, dass das Vorhandensein des Aramäischen ein Hinweis für eine Spätdatierung Daniels sei. (Sie meinten, dass das Aramäische im Buch Daniel eine relativ späte Spracherscheinung sei.)
Die Archälogie und die Sprachwissenschaft haben in jüngster Vergangenheit diese Ansicht völlig über den Haufen geworfen! Die Studien von F.Rosenthal  haben gezeigt, dass das Aramäische im Buch Daniel dem Aramäischen entspricht, das vom 7. Jh.v.Chr. an im Nahen Osten als amtliche Sprache immer mehr Verbreitung gefunden hat! Auch hier hat sich die Argumentation der Bibelkritik als Bumerang erwiesen! Das Hebräische im Buch Daniel entspricht sehr stark dem in Hesekiel, Haggai, Esra und Chronika verwendeten Sprachtyp. Dies spricht ebenfalls für die Frühdatierung Daniels.


Das Schweigen im Buch Sirach

In dem ''Lobpreis der Väter'' im Buch Sirach (44:1-50:24) fehlt Daniel. Die Bibelkritik folgerte daraus, dass das Buch Daniel zur Zeit der Abfassung des Buches Sirach (Vermutlich um 180 v.Chr.) noch nicht exestiert habe.
Dieses Argument ist sehr schwach. Vielleicht ist nämlich Sirach 39:4 eine Anspielung auf das Buch Daniel. Falls Sirach aber keine Anspielungen auf Daniel enthält, so darf aus dem Stillschweigen kein Schluss gezogen werden. Wichtige biblische Personen wie Abel, Melchisedek, Hiob, Mardokai, Esra u.v.a. werden ja auch nicht genannt, und dennoch musste der Autor des Buches Sirach diese Personen aus dem AT gekannt haben!
Folgende Beispiele zeigen, wie irreführend ein solches ''argumentum e silentio'' (eine Schlussfolgerung aus dem Stillschweigen) sein kann: In den Schriften Philos (um 20 v.Chr.) finden sich keine Zitate aus Hesekiel, Hoheslied, Ruth, Klagelieder, Prediger und Esther, dennoch waren alle diese Bücher bekannt zu seiner Zeit! In Qumran gibt es keine Zitate aus Josua, Joel, Jona, Haggai, Ruth und Klagelieder. Trotzdem waren diese Bücher zur Zeit der Qumran-Gemeinschaft vorhanden!
Beachtenswert ist, nebenbei noch gesagt, dass Daniel bereits in Hesekiel (6.Jh.v.Chr.) erwähnt wird (Hesekiel 14:14-20; 28:3)! Hesekiel weist auf die Gerechtigkeit und Weisheit Daniels hin (vgl. Daniel 1:8 u. 17). Die Annahme, dass Hesekiel Noah und Hiob mit dem legendären phönizischen Helden Dan'el aus dem Ras-Scharmra-Epos in eine Reihe stellte, verdient keine Glaubwürdigkeit.


Daniel in den ''Ketuvim''

Als Argument für eine Spätdatierung Daniels wollte die Kritik die Tatsache nehmen, dass das Buch Daniel im hebräischen Kanon unter die ''Ketuvim'' (''Schriften'') anstatt unter die ''Neviim'' (''Propheten'') eingereiht wurde. Die Bibelkritiker betrachteten dies als einen Hinweis, dass das Buch Daniel zu spät geschrieben worden sei, als dass es noch unter die ''Neviim'' hätte eingereiht werden könne.
Dass die Bücher, die zu den ''Ketuvim'' gehören, besonders spät zu datieren sind, entspricht nicht den Tatsachen. Gewisse Bücher aus diesem Teil des AT haben nämlich sogar ein sehr hohes Alter! Man erklärt die Einreihung Daniels unter die ''Ketuvim'' besser damit, dass Daniel nicht in dem Sinn ein Prophet war wie z.B Amos, Jeremia oder Jesaja, die zwischen Gott und dem Volk Israel vermittelten. Er war von Beruf Staatsman (wie Joseph) und erhielt wegen seiner persönlichen Treue Gott gegenüber besonders Einsicht in die Wege des Ewigen mit dieser Welt.


Die Kanonizität Daniels

Die Tatsache, dass Daniel in den hebräischen Kanon aufgenommen worden ist, stellt einen ganz starken Beweis für seine Echtheit dar!
Damit ein Buch in den Kanon aufgenommen werden konnte, musste es durch eine sehr strenge Kontroller hindurchgehen. Würde es scih bei Daniel um eine Fälschung aus dem 2. Jahrhundert v.Chr. handeln (wie die Kritik dies behauptet), so wäre dieses Buch nie und nimmer in den Kanon aufgenommen worden.
Es wäre Daniel wie den unzähligen (!) Apokryphen und Pseudepigraphen ergangen, die im Judentum nie kanonisches Ansehen erlangt haben! Über Daniels Kanonizität wurde auch nie diskutiert (im Gegensatz zum Hohelied, Prediger u.a).


Späte Theologie?

Die Bibelkritik erklärte, dass man im Buch Daniel sehr ''späte'' Theologie finde (z.B Engellehre, Auferstehungslehre, Apokalyptik etc.). Dies ist aber ein Zirkelschluss.
Wir fragen: Wie kann man wissen, dass z.B ''Apokalyptik'' oder die ''Engellehre Daniels'' späte Theologie ist?
Antwort: Weil das Buch Daniel spät zu datieren ist.
Wir fragen zurück: Wie kann man wissen, dass Daniel spät zu datieren ist?
Antwort: Weil das Buch späte Theologie behinhaltet...
Somit ist dieses Argument ''ad absurdum'' geführt!


Alexander der Große las Daniel

Der große jüdische Historiker Josephus Flavius (37-ca. 100 n.Chr.) beschreibt in seinem Werk ''Antiquitates Judicae'' den Besuch Alexanders des Großen in Jerusalem (um 330. v.Chr.). Der Hohepriester Jaddua habe ihm dort das Buch Daniel gezeigt. Alexander habe sich selbst darin prophetisch beschrieben wiedererkannt (Antiquitates Judacae XI, 8.5)! Dieses Zeugnis widerspricht grundsätzlich der Spätdatierung Daniels.


Der Abschluss des alttestmentlichen Kanons

Josephus Flavius überliefert in seinem Werk ''Contra Apion'', dass nach der Regierung von Artaxerxes I. Longimanus (464-423 v.Chr.) kein Buch mehr in den Kanon aufgenommen worden sei und dass in der folgenden Zeit auch niemand gewagt habe,  irgendetwas in den kanonischen Büchern zu verändern! Allein dieses Zeugnis verunmöglichte es, irgendein Buch des AT (also auch das Buch Daniel) später als 423 v.Chr. anzusetzen. Es verbietet auch die Annahme einer redaktionellen Veränderung nach diesem Zeitpunkt!
Der Text bei Josephus lautet folgendermaßen:  

''Wir haben unter uns nicht unzählige Bücher, die keine Übereinstimmung haben und sich gegenseitig widersprechen. Wir besitzen nur 22 Bücher , welche Berichte über die ganze Vergangenheit enthalten. Zu Recht werden sie als von Gott kommend betrachtet. Fünf von ihnen stammen von Moses und behinalten die Gesetze und die Überlieferungen von der Erschaffung des Menschengeschlechts bis zu seinem Tode. Diese Berichte umfassen einen Zeitraum von etwas weniger als 3000 Jahre. Die Zeit vom Tode Moses bis zur Herrschaft von Artaxerxes, dem König von Persien, der nach Xerxes herrschte, wurde von den Propheten aufgeschrieben, die nach Mose lebten. Sie beschrieben die Ereignisse ihrer Zeit in dreizehn Büchern. Die übrigen vier Bücher enthalten Lobgesänge zur Ehre Gottes und Vorschriften über das Verhalten im Leben. Unsere Geschichte ist von der Zeit des Artaxerxes an zwar auch detailliert aufgeschrieben worden. Aber diese Bücher haben nicht die gleiche Glaubwürdigkeit  erlangt wie die früher geschriebenen, weil es seit jener Zeit keine genaue Aufeinanderfolge von Propheten mehr gegeben hat. Wie standhaft wir an unseren Büchern festhalten, wird dadurch deutlich, was wir tun. Denn während so vielen Jahrhunderten, die seither verflossen sind, hatte niemand an die Verwegenheit gehabt, weder etwas hinzuzufügen noch etwas wegzunehmen oder etwas zu verändern. Ja, es wird allen Juden von Geburt an zur Selbstverständlichkeit gemacht, diese Bücher als göttliche Lehren zu betrachten, darin zu verharren und wenn es nötig ist, sogar gerne dafür zu sterben.'' (Contra Apion 1:8)

 Josephus spricht von 22 Büchern des AT (so viel wie Buchstaben im hebräischen Alphabet). Diese Zahl erhält man durch Zusammenfassung  verschiedener Bücher:
Die Bücher Samuel, Könige und Chronika müssen je als ein Buch gezählt werden. Ebenso hat man Esra und Nehemia als ein Buch zu betrachten, desgleichen auch die 12 kleinen Propheten. Ruth ist als Anhang zu Richter anzusehen, wie die Klagelieder zu Jeremia gerechnet werden.
Die zitierte Aussage von Josephus Flavius ist völlig feststehend und unmisserverständlich! Beachtenswert ist, dass Josephus hier keine Privatmeinung, sondern die allgemeine Überzeugung des jüdischen Volkes von sich gibt (vgl. den Anfang ''Wir haben unter uns nicht unzählige Bücher,... Wir besitzen nur 22 Bücher... Zu Recht werden sie von Gott kommend betrachtet...''; ganz besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die ganze Schlusspartie!).
Wer auf den Gedanken kommen könnte, Daniel sei evtl. von Flavius nicht unter die genannten 22 Bücher gerechnet worden, sei darauf hingewiesen, dass das Buch Daniel in seinen Schriften einen ganz besonders ehrenvollen Platz einimmt (vgl. Antiquates Judaicae X, 10 und 11).


Jesus Christus erkannte Daniel an

Das folgende Argument ist besonders gewichtig für jemanden, der sich als ''Christ'' bezeichnet: Jesus Christus erkannte nämlich das Buch Daniel als echt an. Er sprach  vom ''Propheten Daniel'' (vgl. Matthäus 24:15) und verwendete sehr oft den Ausdruck ''Sohn des Menschen'' aus Daniel 7:13 als Selbstbezeichnung (vgl. Mt 26:64 u.v.a.).
Es ist ein tragischer Widerspruch, wenn man ''Christ'' sein will und dabei das Echtheitszeugnis Jesus Christi über Daniel ablehnt. Wer Daniel angreift, greift somit das Christentum an der Wurzel an, indem er Jesus Christus, dem Sohn Gottes, Irrtum unterschiebt!
Auch die Schreiber des NT erkannten Daniel als Propheten an. Dies wird deutlich aus den Daniel-Zitaten und der großen Zahl von Anspielungen, die sich auf sein Buch beziehen.


Prophetie nur bis Antiochus IV. Epiphanes?

 Weshalb kamen die Bibelkritiker eigentlich darauf, die Entstehung des Buches Daniel auf die Zeit von ca. 165 v.Chr. anzusetzen? Die Begründung lautet folgendermaßen: Die Prophetie verläuft im Buch Daniel geschitlich nachprüfbar nur bis auf Antiochus IV. Epiphanes (175-164 v.Chr.). Folglich muss der Schreiber des Buches Daniel, da es keine echte Prophetie geben kann, in der Zeit des Antiochus gelebt und gewirkt haben.
Diese ganze Überlegung zerschellt an der Tatsache, dass Daniels Prophetie geschichtlich nachprüfbar weitergeht als nur bis auf Antiochus. In Daniel 9:24-26 wurde nämlich der genaue Zeitpunkt des Kommens des Messias geweissagt. Diese höchst erstaunliche Weissagung hat sich im Jahre 32 n.Chr. in Jesus von Nazareth erfüllt, sowie auch seine in Vers 26a genannte Ermordung!
Die in Daniel 9:26b vorausgesagte Zerstörung Jerusalems und des Tempels hat sich im Jahre 70 n.Chr. erfüllt!


Daniel in Qumran

Unter Berücksichtigung des oben Gesagten könnte man auf die Idee kommen, Daniels Entstehung doch einfach auf die Zeit nach 70.n.Chr. zu datieren. Dies würde aber große Konflikte mit den Handschriftenfunde aus Qumran am Toten Meer geben!
In den Jahren 1947 wurden dort in 11 Höhlen unzählige Handschriften entdeckt, die in der ganzen Welt größtes Aufsehen erregt haben. Sie stammen zum Teil aus vorchristlicher Zeit. Mit Ausnahme des Buches Esther sind in diesen Funden alle Büches des AT belegt. Das Buch Daniel nimmt in diesen Handschriften einen ganz besonderen Platz sein. In den Höhlen I, IV, VI und XI sind insgesamt 8 Danielfragmente gefunden worden. Das älteste Exemplar, 4Q114, wurde mithilfe der Paläografie auf das späte 2.Jhr v.Chr und das späteste auf 50 n.Chr. datiert! Dies macht deutlich, weshalb es absurd wäre, Daniel in die Zeit nach 70 n.Chr. ansetzen zu wollen.
Das Buch Daniel muss in Qumran außerordentlich poplär gewesen sein! Dies geht aus der Anzahl der gefundenen Danielmanuskripte sowie aus dem großen Einfluss, den das Buch Daniel auf die in Qumran gefundene Literatur ausgeübt hat, hervor!
Warum war das Buch Daniel in Qumran so populär? Die nächstliegende Antwort ist die, dass dieses Buch ganz besonders durch die erstaunliche Erfüllung der Prophetie über die Ptolemäer und Seleuziden sowie über die Makkabäerzeit (Daniel 11) einen unbeschreiblichen Eindruck auf das Judentum ausgeübt haben muss!
Die Funde aus Qumran, besonders die ältesten Danielfragmente, weisen übrigens auch auf eine viel frühere Abfassungszeit Daniels hin, als es die Bibelkritik wünschte (165. v.Chr.). Die gefundenen Manuskripte sind ja Abschriften und gehen wiederum auf ältere Vorlagen zurück!


Daniels Popularität im frühen Judentum

Nicht nur in Qumran erfreute sich das Buch Daniel einer besonderen Popularität, sondern auch im übrigen Judentum. Dies geht aus den unzähligen Bezügen in der alten jüdischen Literatur auf das Buch Daniel hervor. Ich verweise auf folgende Stellen:

- 1.Makkabäer 1:54 (vgl. Daniel 9:27; 11:31; 12:11); 2:59-60 (ca. 90 v.Chr.)
- 2. Makkabäer 6:5-7 (letztes Drittel des 1. Jh. v. Chr.)
- 3. Makkabäer 13:9; 16:3; 18:12 (1. Hälfte des 1. Jh. v. Chr.)
- Sibyllinische Orakel III, 397 (140 v.Chr.?)
- Weisheit Salomos 3:4-8 (1. Jh. v. Chr.)
- Hennoch 14:18; 40:1; 46:1; 60:1; (2. und 1. Jh. v. Chr. ?)
- Baruch 1:15 - 3:8 (2. oder 1. Jh. v. Chr. ?; noch später?)

Es ist absolut undenkbar, dass eine Fälschung aus der Makkabäerzeit (in der man sich zudem über das Fehlen von Propheten beklagte; vgl. 1Makk 4:27. 46; 9:27; 14:41) einen solchen Eindruck und einen solchen Einfluss auf das Judentum hätte ausüben können!


Die Einheit des Buches Daniel

Wollte jemand immer noch um jeden Preis die Prophetien im Buch Daniel als später eingefügte Fälschung betrachten, so sei er noch auf das folgende Argument verwiesen:  David W. Gooding hat in seiner hochinterssanten und deshalb sehr empfehlenswerten Studie ''The Literary Structure of the Book of Daniel and its Implications'' gezeigt, dass das Buch Daniel einen strukturell unwahrscheinlichen stark verflochtenen und systematischen durchdachten Aufbau besitzt! Diese sehr bemerkenswerte Tatsache hat zur Folge, dass es unmöglich ist, irgendeinen Abschnitt aus dem Propheten Daniel herauszutrennen und als spätere Hinzufügung zu betrachten. Das vollkommene literarische Muster würde dadruch gerade zerstört werden! Übrigends haben auch viele Bibelkritiker an der Einheit des Buches Daniel festgehalten.


Fazit

Alle Angriffe der Bibelkritik auf das Buch Daniel sind fehlgeschlagen! Die zur Verfügung stehenden historischen, archäologischen und sprachwissenschaftlichen Informationen weisen eindeutig darauf hin, dass das Buch des Propheten Daniel echt ist und somit entsprechend seinen eigenen Angaben aus dem 6. Jh. v.Chr. stammt.
Das Wort des Apostels Paulus in 1.Korinther 1:19.20 findet in diesem Zusammenhang eine treffende und eindrückliche Anwendung: ''...es steht geschrieben: 'Ich will die Weisheit der Weisen vernichten, und den Verstand der Verständigen will ich hinwegtun.' Wo ist der Weise? Wo der Schriftgelehre? Wo der Schulstreiter dieses Zeitlaufs? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? ''
Wir können uns nun mit der geschicherten Voraussetzung der Echtheit der Prophetien Daniels der Betrachtung zuwenden, wie dieselben sich in der Weltgeschichte erfüllt haben. Im nachfolgenden Artikel werden wir weder den Traum Nebukadnezars,(die Vier Tiere aus dem Meer, etc), sondern uns besonders Daniel 11 im Lichte der historischen Fakten ansehen. 





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