Mittwoch, 26. März 2014

'Mein Herr und mein Gott' Johannes 20:28-29 - Eine Exegese

Das Bekenntnis des Thomas ist eines der am meist bekanntesten Verse im Johannes-Evangelium. Christen benutzen ihn gerne um die Gottheit Christi zu stützen. Nicht wunderlich, dass es Gruppen gibt, die diesen Vers eine andere Bedeutung zuschreiben möchten. Zeugen Jehovas, Muslime oder anderen Glaubensgemeinschaften sind stets darauf aus, dass Christen diesen Vers falsch interpretieren. Im nachfolgenden wollen wir auf die Einwendungen die hier vorgebracht werden, eingehen. Nannte Thomas Jesus Gott? Oder ist es was anderes? 


„Christus Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Gottes […] Gott ist nur ein einziger Gott. […] (Er ist darüber erhaben) ein Kind zu haben.“
Sure 4, Vers 171: Übersetzung: Rudi Paret

,, Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.''
- Johannes 20, Vers 17: Übersetzung: Schlachterbibel

Diese zwei bekannten Verse werden von Muslimen angeführt, um eine Bestätigung, Jesu sei nur ein Gesandter Gottes gewesen, zu bestätigen. Zeigt man ihnen im gleichen Kapitel des Johannes-Evangelium den Vers 28, so sehen sie meistens rot und deuten den Vers sehr geschickt um. Gerne wird versucht auf Vers 17 und Vers 31 zu verweisen und zu Argumentieren, als wäre Thomas Bekenntnis anders zu verstehen. 

,,Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubet, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und daß ihr durch den Glauben Leben habet in seinem Namen''
- Johannes 20, Vers 31: Übersetzung: Schlachterbibel

Der Begriff Sohn Gottes wird umgedeutet und soll zeigen, dass Jesus nur menschlich, jedoch nicht der allmächtige Schöpfer sein kann, da er Vers 28 zu widersprechen scheint. Auch hier wird von einem einseitigen Blickwinkel ausgegangen, der lautet: Ist Jesus ein Sohn, kann er nicht Gott sein.
Hier wird ein wichtiger Punkt übersehen, denn laut der Bibel ist Jesus nicht der Vater und ebenso trägt die Bedeutung Sohn in gewisser Hinsicht etwas mehr, als sich so manch einer vorstellt. Wie es in Johannes 1:1 deutlich scheint, sieht man klare differenzierung zwischen dem Wort (Jesus) und Gott (dem Vater). Warum auch? Wir gehen doch schließlich von dem Standtpunkt aus, dass der Sohn nicht der Vater sein kann. Wie viele Verse in der Bibel verdeutlichen, gibt es nicht eine Person die Gott ist, sondern Drei. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Die meisten Muslime sind mit der Lehre der Trinität nicht vertraut, also möchte ich euch kurz einweisen:

Der Vater:
Er ist (der Vater) die erste Person der Trinität. Er ist ohne Ursache und ungeworden. Er ist über die bloße Existenz.  Er ist einfach. Er ist die Schrift der Gottheit. Er hat keine Quelle, sondern er ist es selber. Er ist absolut transzendent und unerkennbar ''Kein Mensch kann zum Vater kommen''.  Der Vater ist die ultimative Quelle der Gottheit und aller Dinge.
Der Sohn:
Das Wort des Vaters. Er ist die zweite Person der Trinität. Er ist der ewig eingeborende vom Vater. Er ist ungeschaffen. Gezeugt, nicht geschaffen. Seine Quelle ist die Person des Vaters. Also ist er nicht der Vater, aber er ist göttlich. Seine Göttlichkeit wird vom Vater vererbt. Trotz einer Quelle, war er immer gewesen ist. Er hat nie nie exestiert.  Er wurde innerhalb von Zeit und Raum verkörpert durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria. Jesus Christus war ganz Mensch und ganz Gott, zwei Naturen in einer Person: eine hypostatische Union. Er wurde getötet und ist auferstanden, die Überwindung des Todes hat er für immer überwunden. Er sitzt zur Rechten des Vaters, in Erwartung des jüngsten Tages und des Urteils. Menschen können nur vom Sohn zum Vater kommen.
Der Heilige Geist:
Der Herr, der Geber des Lebens. Er ist die dritte Person der Trinität. Er ist weder gezeugt, noch geschaffen.  Er geht ewig vom Vater aus. Seine Quelle ist die Person des Vaters. Also ist er nicht der Vater, aber er ist göttlich. Seine Göttlichkeit kommt vom Vater. Trotz einer Quelle, war er immer gewesen. Er hat durch die Taufe und der Handauflegung von den zwölf Aposteln bis heute weitergegeben.
,,Der Sohn hat in der Rhythmik der Liebe die Eigentümlichkeit, dass er Dasein im Empfang ist. Er nimmt sein Gottsein vom Vater entgegen.'' (Hinführung zum Glauben an den drei-einen Gott, P. 35, Dr. Gisbert Greshake)
 ,,Within the one Being that is God, there exist eternally three coequal and coeternal persons, namely, the Father, the Son, and the Holy Spirit.'' (The  Forgotten Trinity - Recovering the Heart of Christian Belief, P. 26, Dr. James White)

Die Lehre der allgemeinen Christenheit. Sie wird duch und durch im AT, sowie vollständig im NT geoffenbart. Somit sollte ein Grundwissen der Lehre vorhanden sein. Seien wir uns bewusst, dass wir das Wesen Gottes vermutlich nie komplett verstehen werden. Diese Erklärungen sind recht einfach gehalten, da wir keine andere möglichkeit haben. Gesagt, getan. Der Sohn ist nicht der Vater, jedoch auch Gott? Gibt es eine spezifische Bibelstelle die dies erörtert?
In Johannes 5 finden wir ein Ereignis indem Jesus einen kranken Mann heilte. Tja, leider gab es da nicht viel Freude, denn Jesus tat dies am Sabbat. Das Ärgernis war groß und eine Gruppe kam zu Jesus und stellte ihn darauffolgend zur Rede.

,,Und deshalb verfolgten die Juden Jesus und suchten ihn zu töten, weil er solches am Sabbat getan hatte. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch.
Darum suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte, womit er sich selbst Gott gleichstellte.''  - Johannes 5, Verse 16-18, Übersetzung: Schlachterbibel 

Deutlicher wird es auch, wenn wir später beim Verhör vor Pilatus lesen:

 ,, Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach unserm Gesetz muß er sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn (υιον Sτου θεου) gemacht hat.'' Johannes 19, Vers 7, Übersetzung: Schlachterbibel
Diese Antwort geht auf das Gesetz Mose zurück:

,,Und wer den Namen des HERRN lästert, der soll unbedingt sterben! Die ganze Gemeinde soll ihn steinigen, er sei ein Fremdling oder ein Einheimischer; wenn er den Namen lästert, so soll er sterben!'' - 3.Mose 24, Vers 16, Übersetzung: Schlachterbibel
Deutlich sieht man eine Differenzierung Christi mit dem Gebrauch von ''Sohn'' im Vergleich zu anderen die ebenfalls Söhne genannt worden sind. In der Tat hat dieser Begriff zwei Bedeutungen.
Wir wollen allerdings zurück zum Thema. Argumentiert wird mit Johannes 20:17 um daraus eine Schlussfolgerung Jesus kann nicht Gott sein enstehen zu lassen. Hier wird ein kleines Problem übersehen.

,,First Jesus made it clear that the Father was his God in a unique manner compared with the manner in which the Father is our God. Thus, in John 20:17 Jesus stated, ''I am ascending to my Father and your Father and to my God and your God'' (NWT). Why did Jesus not simply say, ''I am ascending to our Father and our God''? In Fact, Jesus never spoke of the Father as ''our Father'', including himself along with his disciples. (In Matt. 6:9 Jesus told the disciples that they should pray. ''Our Father...'', but did not include himself in that prayer.) Jesus was careful to distinguish the two relationships, because he was God's Son by nature, whereas Christians are God's ''sons'' by adaption. Similary, the Father was Jesus' God because Jesus humbled himself to become a man (Phil 2:7), whereas the Father is our God because we are by nature creatures. Second, in the immediate context of John 20:17 it is made clear that whatever relation Jesus has with the Father, the relationship that we disciples have with Jesus is that he is our ''Lord'' and our ''God'' (John 20:28-29).'' (Why you should believe in the Trinity - An answer to Jehovas Witnesses, P. 72, Dr. Robert M. Bowman, Jr.)
Das Problem sollte damit behoben sein. Wollen wir auch nicht lange drumrum reden. Schaut man sich den Kontext des 20. Kapitel an, so sieht man keine Probleme die hier auftauchen sollten.
Muslime wie auch Zeugen Jehovas behaupten natürlich auch, dass sich der Titel Herr auf Jesus und der Titel Gott auf den Vater bezogen haben soll. Ist dem wirklich so? Das Argument wurde durch den Wachturm sehr bekannt und ist weit vertreten unter den Zeugen. Angebliche Gelehrte in Griechisch sollten hier zustimmung finden und vertreten. Da ist es doch verwunderlich, dass der ehemalige NT-Gelehrte Dr. Bruce Metzger die ''Gelehrten'' der Zeugen Jehovas als pseudowissenschaftler abstempelt. Im Allgemeinen ist die Übersetzung wie auch die Auslegung der Zeugen Jehovas weit kritisiert und wird von den führenden NT-Gelehrten nicht vertreten. Das Argument welches wir untersuchen ist ein solches. Nicht nur die Zeugen, sondern es fand ebenso Anwendung bei nicht-christlichen Glaubensgemeinschaften wie im Islam. Muslime behaupten z.T genau das gleiche. Dr. Murray J. Harris ist einer der führenden Internationalen NT-Gelehrten und gibt uns gleich ein kurzes Statement bezüglich dessen Problem ab.

,, Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubst du; selig sind, die nicht sehen und doch glauben.'' - Johannes 20, Verse 28-29, Übersetzung: Schlachterbibel
Hier wird ausgegangen, dass sich  ο κυριος μου auf Christi und ο θεος μου auf den Vater bezieht.
Leider mangelt es hier manchen ''Gelehrten'' an ausgereiften Fähigkeiten im Koine Griechisch. 
,,On the first view each half of Thoma's affirmation is directed to a different addressee: ο κυριος μου to Jesus; ο θεος μου to the Father, either as indwelling Jesus or as dwelling in heaven. This decidedly aberrant interpretation is rendered implausible by the presence of και, by the absence of a distinguishing vocative (Ἰησοῦ or πατεp), and by the frequent conjunction of κυριος and θεος in various combinations in the LXX in reference to one person. In addition, the immediate context (vv. 24-27,29) contains numerous references to Jesus, but none to the Father, so that a sudden apostrophe is highly improbable, especially since the whole statement is introduced by ειπεν αυτω. Finally, the repeated μου, so far from necessarily indicating two distinct addressees, simply reflects the repetition of the pronominal suffix with copulated nouns in Hebrew and Aramaic and has the effect of personalizing Thomas's response.'' (Jesus as God - The New Testament Use of Theos in Refernce to Jesus, P. 106, Dr. Murray J. Harris)
 ,,Thomas's answer is simple and clear. It is directed to the Lord Jesus, not to anyone else, for John says, ''he said to Him.'' The content of his confession is plain and unambiguous. ''My Lord and my God!'' Jesus is Thomas's Lord. Of this there is no question. And there is simply no reason -- grammatical, contextual, or otherwise -- to deny that in the very same breath Thomas calls Jesus Christ his ''God.'' (The Forgotten Trinity - Recovering the Heart of Christian Belief, P. 69, Dr. James White)
,,There is essentially no controversy among bibical scholars that in John 20:28 Thomas is referring to and addressing Jesus when he says, ''My Lord and my God!'' As Harris says in his lengthy study on Jesus as God in the New Testament, ''This view prevails among grammarians, lexicographers, commentators and English versions.'' Indeed, it is difficult to find any contemporary exegetical commentary or academic study that argues that Thomas's words in John 20:28 apply in context to the Father rather than to Jesus. The reason is simple: John prefaces what Thomas said with the words, ''Thomas answered and said to Him'' (v. 28a NASB). This seemingly redudant wording reflects a Hebrew idiomatic way of introducing someone's response to the previous speaker. John uses it especially frequently, always with the speaker's word directed to the person or persons who have just spoken previously in the narrative (John 1:48, 50; 2:18-19; 3:3, 9-10, 27; 4:10, 13, 17; 5:11; 6:26, 29, 43; 7:16, 21, 52; 8:14, 39, 48; 9:11, 20, 30, 34, 36; 12:30; 13:7; 14:23; 18:30; 20:28). It is therefore certain that Thomas was directing his words to Jesus, not to the Father. No one, of course, would ever have questioned this obvious conclusion if Thomas had said simply ''My Lord!'' It is the addition of the words ''and my God'' that have spoken some creative but untenable interpretations of the text. Thomas's words echo statements addressed in the Psalms to the Lord (Jehova), especially the following: ''Wake up! Bestir yourself for my defense, for my cause, my God and my Lord (ho theos mou kai ho kurios mou)!'' Pslam 35:23. These word parallel those in John 20:28 exactly except for reversing ''God'' and ''Lord''. More broadly, in biblicial language ''my God'' (on the lips of a faithful believer) can refer only to the Lord God of Israel. The language is as definite as it could be and identifies Jesus Christ as God himself.'' (Putting Jesus in his Place - The case for the Deity of Christ, P.142, Dr. Robert M. Bowman Jr. and J. ED. Komoszewski)

 Wie verdeutlicht wurde, lässt sich das Argument nicht anwenden. Gott kann sich unmöglich auf den Vater in diesem Satz beziehen. Das ist Kontextlich wie auch Grammatikalisch im Griechischen unmöglich. Interesannt ist auch, dass der Satz wörtlich bedeutet ''Der Herr von mir und der Gott von mir''. Der Bezog auf den Vater ist schlichtweg unbegründet und führt zu einer mißinterpretation des Textes. Jesus wird klar als Gott selbst dargestellt. Der Gott von Thomas (ho theos mou), wie wir lesen konnten. Gleiche Worte finden wir in Psalm 35:23:

,,Wache auf und erwache zu meinem Rechte, mein Gott und Herr (ho theos mou kai ho kyrios mou), zu meinem Rechtsstreit!''(s.a Psalm 84)

Kein denkender ZJ oder Muslim würde hier erwarten, dass in diesem Satz von zwei Personen die rede ist.
Ein anderes Argument hinsichtlich 20:28 lautet, dass Thomas aus Verwunderung oder Lobpreisung gerufen hat. Er sah den auferstandenen Jesus und pries Gott. Dieses Argument wird mehrfach von Muslimen vertreten. Aber auch hier wird konsequent der Kontext, wie auch die Grammatikalischen Gesetze ignoriert.

,,Another interpretation, associated with the names of Theodore of Mopsuestia and Faustus Socinus, proposes that Thomas's cry was an exclamatory statement, expressing his astonishment and his praise to God for the miracle of the resurrection of Jesus: ''Praise (or, glory) be to my Lord and my God!'' Accordingly, ο θεος μου sheds no light on the view of Jesus held by either Thomas or the evangelist. Insuperable objections attend his Socinian interpretation. It renders the preceding (απεκριθη... και ειπεν) αυτω (=Jesus) inexplicable (cf.Bauer 227). Why would John (or Thomas) introduce an indirect expression of praise to the Father by a phrase that directs the ex hypothesi praise to Jesus?...'' (Jesus as God - The New Testament Use of Theos in Refernce to Jesus, P.108, Dr. Murray J. Harris)
Es lässt keine Fragen offen. Johannes 20:28 ist ein klarer Bezug auf Jesus und spiegelt seine Gottheit in den Augen seiner Jünger, hier Thomas, wieder. In Johannes 14:13-14 in der Textkritischen Ausgabe des NT fordert Jesus auf, dass seine Jünger direkt zu ihm beten dürfen. Bestätigung dessen finden wir u.a in der Apg. 7:58 bei der Steinigung Stephanus. 
Nachfolgend die Worte des Bischofs Melito von Sardis aus dem 2. Jahrhundert:

''On these accounts He came to us; on these accounts, though He was incorporeal, He fomed for Himself a body after our fashion, -appearing as a sheep, yet still remaining the Shepherd; being esteemed a servant, yet not renouncing the sonship; being carried in the womb of Mary, yet arrayed in the nature of His Father; treading upon the earth, yet filling heaven; appearing as an infant, yet not discarding the eternity of His nature; being invested with a body, yet not circumscribing the unmixed simplicity of His Godhead; being esteemed poor, yet not ceasing to feed the entire world inasmuch as He is God; putting on the likeness of a servant, yet not impairing the likeness of His Father. He sustained every character belonging to Him in an immutable nature: He was standing before Pilate, and at the same time was sitting with his Father; He was nailed upon the tree, and yet was the Lord of all things.'' - Discourse on the Cross (The Journal for Trinitarian Studies and Apologetics, P.90, Dr. Edward L.Dalcour)

Gottes Segen wünsche ich euch allen in Jesus Christus!





                         




 




  

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